Simon Rattle dirigiert Beethovens Symphonie Nr. 9
Es ist ein bewegender Moment in Beethovens Neunter Symphonie und in der Musikgeschichte insgesamt: Wenn im Finale die Instrumente hörbar um den rechten Ausdruck ringen, scheitern – und es den Jubelgesang menschlicher Stimmen braucht, um Beethovens herrliche Vision einer humanen, freudigen Welt zu vermitteln. Mit diesem Konzert beenden Simon Rattle und die Berliner Philharmoniker ihre Interpretation sämtlicher Beethoven-Symphonien.
»Die neunte Symphonie darf sich furchtlos mit ihren acht Geschwistern messen; verdunkelt wird sie bestimmt von keiner«, schrieb der Rezensent der Allgemeinen Musikalischen Zeitung am 12. Mai 1824 nach der Uraufführung des Werks, mit der Sir Simon Rattle seinen Beethoven-Zyklus ausklingen lässt. Diese Symphonie, die im Umfeld revolutionärer Kompositionen wie der Hammerklavier-Sonate op. 106, der Missa solemnis op. 123 und der Diabelli-Variationen op. 120 entstanden ist, war Beethovens letzte große Herausforderung auf dem Gebiet der Orchestermusik. In ihm fand der Komponist zu einer monumentalen Tonsprache, die es in den Worten von Carl Dahlhaus »erträgt, mit Emphase vorgetragen zu werden, ohne in leere Rhetorik zu verfallen«.
Dabei steuert die Musik, ausgehend von einem unbestimmt-leeren Quintklang, zielstrebig auf ein apotheotisches Finale zu, das eine eindeutige Antwort auf die zuvor exponierten Konflikte gibt. Denn was hier zunächst nur rein instrumental angedeutet wurde, drängt in der Chorpartie zur sprachlichen Eindeutigkeit: Das eingängige Thema wird zunächst in Violoncelli und Bässen eingeführt, »so dunkelheimlich und zutraulich […], wie lang verschüttete und übertäubte Jugenderinnerungen«. (Adolph Bernhard Marx) Anschließend durchläuft es in dynamischer und klanglicher Prachtentfaltung eine beispiellose Steigerung, die, nach einem retardierenden Alla-marcia-Teil, das Werk zu seinem triumphalen Abschluss führt.
Es singt der Rundfunkchor Berlin sowie ein international renommiertes Solistenensemble: Neben der Berlinerin Annette Dasch, die als eine der führenden Sopranistinnen der Gegenwart weltweit an den bedeutendsten Konzert- und Opernhäusern zu erleben ist, wird die Mezzosopranistin Eva Vogel erwartet, die 2009 in den Berliner Konzerten der Philharmoniker ihr erfolgreiches Debüt hatte. Weitere Solisten sind der Tenor Christian Elsner sowie Dimitry Ivashchenko, der die Basspartie von Beethovens Neunter Symphonie bereits im philharmonischen Waldbühnenkonzert 2013 übernommen hatte.
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