Daniel Harding dirigiert Debussy, Ligeti, Sibelius und Britten
György Ligeti gehörte zu den musikalischen Leuchttürmen der Nachkriegs-Avantgarde. Experimentierfreudig und oft humorvoll erschloss er neue Welten. Mit Atmosphères und Lontano dirigiert Daniel Harding zwei Schlüsselwerke Ligetis. Gespiegelt werden sie in diesem Konzert durch drei Werke, die sich mit dem Meer auseinandersetzen: Sibelius’ schillernde Tondichtung Okeaniden, Brittens stimmungsvolle Four Sea Interludes from Peter Grimes und Debussys La Mer.
György Ligetis sphärische Klangraum-Komposition Atmosphères ist ein Klassiker der Moderne: eine haptisch-skulpturhaft gedachte Musik, in der ein feinmaschiges Klanggewebe ohne Melodie und Rhythmus die Gesetze der Schwerkraft auszuhebeln scheint. Kein Wunder, dass Regisseur Stanley Kubrick Teile des Stücks in seiner Weltraumparabel 2001: A Space Odyssey als Filmmusik verwendete. Mit dem später entstandenen Orchesterwerk Lontano dachte Ligeti seine Atmosphères weiter, wobei er am revolutionären Grundcharakter seiner flächigen Musik festhielt.
Daniel Harding widmet sich den beiden Schlüsselwerken der Nachkriegs-Avantgarde und stellt sie dem berühmten Werk eines von Ligeti besonders geschätzten Komponistenkollegen gegenüber: Claude Debussys Orchester-Triptychon La Mer. Hier wird der Ozean zum Symbol des Elementaren, Unermesslichen und Erhabenen. Es ist eine Musik voll funkelnder Details in Farbe, Rhythmik und Harmonik, die in einem atemberaubenden Orchesterklang – inklusive Harfen, Glockenspiel, Triangel und Becken – ausgebreitet wird.
Ergänzt wird das Programm von zwei weiteren Kompositionen des 20. Jahrhunderts, die das Meer thematisieren: Jean Sibelius’ Tondichtung Die Okeaniden führt in die heitere Welt der Wassernymphen. Düsterer geht es in Benjamin Brittens Oper Peter Grimes zu: An der rauen Ostküste Englands ereignen sich mysteriöse Todesfälle. Die Four Sea Interludes – Zwischenspiele aus der Oper – zeichnen als ausdrucksstarke Stimmungsbilder das Meer nach: geheimnisvoll, unberechenbar, bedrohlich.
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