Concerto Melante mit Kantaten von Bach und Telemann
Sie erlebten im Barock eine Blütezeit: sogenannte Lamenti (Klagegesänge), die sich durch kontemplative Stimmung und expressive Harmonik auszeichnen. Das Ensemble Concerto Melante, in dem Mitglieder der Berliner Philharmoniker auf historischen Instrumenten musizieren, widmet sich hier diesem Genre. Unterstützt von Vokalsolist*innen, interpretiert es Klagegesänge und Trauermusiken von Telemann und Komponisten der Bach-Familie.
»Himmelsmusik« könnte der Titel dieses von Raimar Orlovsky geleiteten Konzerts des Concerto Melante heißen, bei dem vier exquisite Gesangssolist*innen aufeinandertreffen. Am Anfang steht Johann Sebastian Bachs Kantate »Aus der Tiefe rufe ich, Herr, zu dir« – ein bewegendes Frühwerk, das möglicherweise 1707 in der Mühlhausener Marienkirche erklang, nachdem weite Teile der Stadt von einem Großbrand in Schutt und Asche gelegt worden waren.
Außergewöhnliche emotionale Tiefe kennzeichnet auch das Lamento »Ach, dass ich Wassers gnug hätte in meinem Haupte«, das auf dem 38. Psalm und den Klageliedern Jeremias basiert. Das in der Tradition der Geistlichen Konzerte stehende Werk, in dem die Gesangsstimme von konzertierender Violine, drei Gamben und Basso continuo begleitet wird, stammt von Johann Christoph Bach. Er ist der Sohn von Johann Sebastians Großonkel Heinrich aus der Arnstädter Bach-Linie und gilt als der bedeutendste Komponist unter den älteren Mitgliedern der Familie. Die Musik im »stylus phantasticus« überrascht in ihrer überbordenden Virtuosität und geht gleichermaßen zu Herzen – ebenso wie Johann Christoph Bachs Lamento »Wie bist du denn, o Gott« nach Auszügen aus den Bußpsalmen.
Aufwühlend ist auch Georg Philipp Telemanns Trauerkantate »Du aber, Daniel«, die möglicherweise zum Begräbnis seiner Frau Amalie 1711 entstand – eine ergreifende Trauermusik, in der die tiefen Instrumente das Läuten der Totenglocken imitieren: »Schlaf[t] wohl, ihr seligen Gebeine«.
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