Semyon Bychkov dirigiert Strauss und Schubert
Mit diesem Konzert vom Juni 2014 feierten die Berliner Philharmoniker und Semyon Bychkov den 150. Geburtstag von Richard Strauss. Auf dem Programm stand – mit Bruno Delepelaire und Máté Szűcs als Solisten – der Don Quixote des Jubilars: ein Werk, das als Inbegriff der symphonischen Tragikomödie gilt. Gemischte Emotionen gab es ebenso im zweiten Konzertteil mit der zwischen Schönheit und Abgrund changierenden »Großen«Symphonie von Franz Schubert.
Der russische Dirigent Semyon Bychkov begeisterte sich schon als Teenager für die Berliner Philharmoniker und verbrachte sogar eine Nacht in Polizeigewahrsam für den vergeblichen Versuch, sich bei einem St. Petersburger Gastspiel des Orchesters heimlich in das ausverkaufte Konzert zu schmuggeln. Seit er 1985 kurzfristig für den erkrankten Riccardo Muti einsprang und – wie die Presse feststellte – ein »Dirigentendebüt von beachtlichen Format ablegte«, gehört er zum festen Stamm der philharmonischen Gäste.
Als Interpret der Werke von Richard Strauss konnte das philharmonische Publikum Bychkov vor diesem Abend nur ein Mal erleben: 2008 dirigierte er dessen Alpensinfonie. In diesem Konzert steht mit Don Quixote eine weitere Tondichtung des Komponisten auf dem Programm. Das Werk, zu dem Strauss durch Miguel de Cervantes gleichnamigen Ritterroman inspiriert wurde, besticht durch die feinsinnige musikalische Charakterisierung der beiden Hauptfiguren, des Ritters Don Quixote und seines Dieners Sancho Pansa, sowie durch tonmalerische Effekte, beispielsweise dem Kampf mit den Windmühlenflügeln und einer trampelnden Hammelherde. Die instrumentale Verkörperung Don Quixotes ist bei Strauss ein Solocello, dessen Part hier von Bruno Delepelaire – seit 2013 1. Solocellist der Berliner Philharmoniker – gespielt wird. Máté Szűcs, der 2011 als 1. Solo-Bratschist zum Orchester stieß, gibt Sancho Pansa eine Stimme.
Franz Schubert ist ebenfalls ein Komponist, von dem Semyon Bychkov bislang nur ein einziges Werk, die Zweite Symphonie, in den philharmonischen Konzerten aufgeführt hat. Hier dirigiert er dessen »Große« C-Dur-Symphonie, die Robert Schumann als Inbegriff der romantischen Symphonie bezeichnete – wegen ihrer meisterlichen Komposition, der ausdrucksvollen Melodien, fein abgestuften Klangfarben und ihrer »himmlischen Längen«.
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