Christian Thielemann dirigiert Bruckners Achte Symphonie
Gottvertrauen und Glaubensgewissheit vermitteln Bruckners Symphonien wie wenige andere Orchesterwerke. Dass hier auch ganz persönliche Seelendramen reflektiert werden, ist vor allem in der Achten plastisch zu erleben. Dirigent dieser Aufführung ist Christian Thielemann, über den die Presse urteilte, er lasse »die Symphonie unerbittlich aufklingen: ihren Donnerhall, ihr erschreckendes Flüstern, ihre Generalpausen des Bedenkens«.
Wie viele seiner Zeitgenossen war auch Hugo Wolf überwältigt, als Bruckners Achte Symphonie am 18. Dezember 1892 in Wien uraufgeführt wurde: »Diese Symphonie ist die Schöpfung eines Giganten und überragt an geistiger Dimension, an Fruchtbarkeit und Größe alle andern Symphonien des Meisters.«
Die von Wolf attestierte Größe zeigt sich in vielfacher Gestalt – zunächst in der Länge, mit der die Symphonie sämtliche übrigen Werke Bruckners in den Schatten stellt. Darüber hinaus erreicht der Komponist hier eine einzigartige emotionale Kraft, etwa wenn im langsamen Satz Themen von wechselnder Stimmung einander umschlingen – wir hören Zweifel, Trauer und warmen Trost – und dabei eine gewaltige expressive Steigerung auftürmen.
Reich und vielfältig sind auch die Inspirationen, die Bruckner verarbeitet. So greift er im ersten Satz nach eigenen Angaben die Klang- und Gefühlswelt Richard Wagners auf, speziell die Todesverkündigung aus dessen Walküre und den Monolog des Fliegenden Holländers. Im Finale wiederum hallt eine historische Begegnung des österreichischen Kaisers und des russischen Zaren nach, beispielsweise in einem »Kosakenritt« in der Streicherbegleitung am Satzbeginn. Trotz ihres Facettenreichtums und ihrer wohlkalkulierten Brüche zerfasert diese Musik nicht. Vielmehr wird sie durch die immer präsente Persönlichkeit des Komponisten fest verklammert, was der Symphonie eine nie nachlassende Intensität sichert.
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