Ein Sibelius-Abend mit Simon Rattle und Leonidas Kavakos
Im zweiten Teil ihrer Gesamtaufführung der Sibelius-Symphonien interpretierten Simon Rattle und die Berliner Philharmoniker die Dritte und die Vierte Symphonie, die beide für eine Verschmelzung von nordischem Melos und zukunftsweisender Konzeption stehen. Als Solist in Sibelius’ Violinkonzert präsentierte sich der griechische Stargeiger Leonidas Kavakos – so die Presse – »mit bewundernswert schlankem Ton«.
Nach seinen ersten beiden Symphonien verließ Sibelius das gesicherte Terrain des traditionellen vierteiligen Symphonie-Aufbaus und schuf mit der Dritten eine dreisätzige Komposition, die trotz des weggefallenen Scherzos auf tänzerische Diktion keineswegs verzichtet. Wie schon in den beiden Vorgängerwerken steuert die Musik auch hier strikt aufs Finale zu, das Sibelius anlässlich eines Moskauer Gastspiels im Jahr 1907 als »Verdichtung der Idee aus dem Chaos« beschrieb: Aus einem musikalischen »Urzustand« erhebt sich eine hymnische Melodielinie, deren kaum enden wollende Steigerung durch die im Hintergrund agierenden Blechbläser verstärkt wird.
Mit der Vierten Symphonie äußerte Sibelius demgegenüber erklärtermaßen seinen »Protest gegen die Gegenwartsmusik« und setzte dem »Zirkus« gigantischer Besetzungen ein vergleichsweise klassizistisches Stück entgegen, dessen kammermusikalisch transparenter Duktus zu einem verinnerlichten Ausdruck führt: »Dies ist mein am meisten vergeistigtes Werk.« Ergänzt wird der Abend Sibelius’ Violinkonzert, das mit Virtuosität und Spielfreude unverkennbar der romantischen Tradition verpflichtet ist. Solist des Abends ist Leonidas Kavakos, philharmonischer Artist in Residence 2012/13 und einer der anerkanntesten Geiger unserer Zeit. Zum Sibelius-Konzert hat er ein besonders enges Verhältnis – gewann er doch 1985 mit jenem Werk im Alter von 18 Jahren den Internationalen Sibelius-Wettbewerb in Helsinki.
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