Karajan dirigiert Brahms’ »Deutsches Requiem« in Salzburg
In einem Live-Mitschnitt von den Salzburger Festspielen 1978 zeigen wir Johannes Brahms’ Deutsches Requiem mit Herbert von Karajan als Dirigent und Gundula Janowitz und José von Dam als Solisten. Brahms’ Requiem ist ein Werk voller Trost und Wärme, das Karajan mit vollem Klang und großem Atem interpretiert. Neben den Berliner Philharmonikern ist der Wiener Singverein zu erleben, der einst von Brahms selbst geleitet wurde.
Das Deutsche Requiem hatte Herbert von Karajan bereits als Jugendlicher im Harmonielehreunterricht beim Salzburger Domorganisten Franz Sauer eingehend studiert. 1936 dirigierte er es erstmals in Aachen. Ein Jahr später sang der große deutsche Bariton Hans Hotter im Deutschen Requiem mit Karajan und dessen Aachener Chor und Orchester bei einem Gastspiel in Brüssel. Karajan war damals noch ein rechter Hitzkopf, doch Hotter erinnerte sich später: »Mir ist vor allem in Erinnerung geblieben, wie gut er seine Gefühle unter Kontrolle hatte. Er war erst 29 Jahre alt, aber er dirigierte eine der berührendsten Aufführungen dieses Werkes, die ich jemals erlebt habe.«
Nach dem Zweiten Weltkrieg arbeitete Karajan fast nur noch mit dem Wiener Singverein, also mit jenem Chor, der 1872–75 unter der Leitung von Brahms selbst gestanden hatte. Zu Beginn ihrer Zusammenarbeit nahmen Karajan und der Singverein 1947 in Wien das Deutsche Requiem auf, und diese Einspielung ist in mehrerer Hinsicht ein einmaliges Dokument. Zum einen war es die erste Gesamteinspielung dieses Werkes überhaupt; zum anderen entspricht ihr Gefühlsausdruck voll und ganz dem Geist des Requiems: Es ist ein verzweifelter Schrei aus der Tiefe angesichts einer zerstörten Stadt und verspricht zugleich Trost.
Brahms begann mit der Arbeit am Deutschen Requiem kurz nach dem Tod seiner Mutter 1865. Ursprünglich auf sechs Sätze angelegt, fügte er später noch die wundervolle Sopran-Arie »Ihr habt nun Traurigkeit« hinzu. Bei Karajans Wiener Aufnahme von 1947 sang Elisabeth Schwarzkopf diese Arie, und später meinte sie einmal, es sei ein sehr schweres Stück, denn die Gesangslinie liege so hoch, während die Gefühle so tief gingen. Als Karajan das Stück 1964 für die Deutsche Grammophon ein weiteres Mal in Wien aufnahm, diesmal mit dem Wiener Singverein und den Berliner Philharmonikern, entschied er sich für die 26-jährige Gundula Janowitz als Solistin. Sie blieb seine erste Wahl bis zur vorliegenden Aufführung bei den Salzburger Osterfestspielen 1978, ihrem letzten Konzert unter Karajan.
© 1978 Unitel
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