Karajan dirigiert Beethovens »Missa solemnis« in Salzburg
Beethovens Missa solemnis ist eine der eindrucksvollsten geistlichen Kompositionen überhaupt, in der sich religiöses Bekenntnis, virtuose Vokalmusik und eine weit gespannte symphonische Anlage zu einem machtvollen Ganzen verbinden. Herbert von Karajan, der tief im christlichen Glauben verwurzelt war, realisierte in dieser Aufführung bei den Osterfestspielen in Salzburg eine ebenso bekenntnishafte wie kraftvolle Interpretation.
Herbert von Karajan lernte sein Handwerk Anfang der 1930er-Jahre als junger Kapellmeister in Ulm. 1935 ging er nach Aachen, wo er mit 27 Jahren der jüngste Generalmusikdirektor Deutschlands wurde und seinen Horizont zu erweitern begann. In Aachen erarbeitete sich Karajan jene Hauptwerke der Chormusik, denen er bis zu seinem Tod treu bleiben sollte: Bachs h-Moll-Messe und Matthäus-Passion, Haydns Schöpfung, Beethovens Missa solemnis, Brahms’ Deutsches Requiem und Verdis Messa da Requiem.
Die Missa solemnis dirigierte Karajan zum ersten Mal im November 1937 in Aachen, drei Tage vor Beginn seines ersten kompletten Ring-Zyklus. Das Konzert sorgte für Furore und wurde später in Brüssel und Berlin wiederholt. Seine erste Aufführung der Missa nach dem Krieg dirigierte Karajan im Januar 1949 mit dem Wiener Singverein, der ihn ein Jahr später zu seinem Chordirektor auf Lebenszeit ernannte, und in den nächsten 40 Jahren arbeitete Karajan fast nur noch mit diesem Chor. 1967 sang der Singverein die Missa solemnis bei den allerersten Osterfestspielen in Salzburg, wo 1979 auch der vorliegende Fernsehmitschnitt entstand.
Sowohl in Bachs h-Moll-Messe als auch in Beethovens Missa solemnis gelangen Karajan vor allem im Credo mit seinen zentralen Aussagen von Fleischwerdung, Kreuzigung und Wiederauferstehung besonders intensive Momente. In seinem Innersten war Karajan tief im Glauben verwurzelt, auch wenn sein öffentliches Auftreten mitunter einen ganz anderen Eindruck machte.
© 1979 Unitel
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