Andris Nelsons und Matthias Goerne mit Werken von Mahler und Tschaikowsky
Bekenntnishaft, mit großer Geste schildert Peter Tschaikowsky in seiner Fünften Symphonie seine Seelendramen. Andris Nelsons kostet die emotionale und klangliche Wucht der Musik voll aus – und kontrastiert sie reizvoll mit Gustav Mahlers Liedern aus Des Knaben Wunderhorn. Auch hier gibt es furchtbare Abgründe, aber sie ereignen sich unterschwellig, in einem scheinbar schlichten Volksliedton. Solist ist der herausragende Liedsänger Matthias Goerne.
Volksmusik hat in Gustav Mahlers Schaffen einen prominenten Platz – nicht nur in seinen Liedern, sondern auch in seinen Symphonien. Nach Mahlers eigenen Worten sind solche Anklänge ein Echo seiner Kindheit. Darüber hinaus offenbaren gerade die Wunderhorn-Lieder die spezifische Qualität der volkstümlichen Poesie: ihre Schlichtheit und scheinbare Abgeklärtheit, die paradoxerweise Glück und Leid mindestens so intensiv vermitteln wie wortreiches Pathos. Als Solist ist mit Matthias Goerne »einer der besten Liedsänger seiner Generation« (Die Zeit) zu erleben.
Tschaikowskys Fünfte Symphonie ist Mahlers Liedern gegenüber ein Werk, das die klangmächtige Emotion nicht scheut. Allerdings beklagte der Komponist selbst nach der Fertigstellung, die Symphonie leide an »Geschraubtheit«. Und wirklich geht Tschaikowsky ein hohes Risiko ein, indem er hier ein persönliches Seelendrama schildert, den Kampf zwischen eigenem Ich, Schicksal und Hoffnung. Mit einigem zeitlichen Abstand lernte Tschaikowsky sein Werk doch noch schätzen – das in der Tat eine seltene Versöhnung von großer Geste und authentischem Ausdruck verkörpert.
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