Andris Nelsons und Barbara Hannigan
Kompositionen aus dem Nordosten Europas gehören ebenso zu den Favoriten des lettischen Dirigenten Andris Nelsons wie das deutsche Repertoire. Diese Vorlieben spiegeln sich auch in diesem Konzert wieder: mit Brahms’ Vierter Symphonie und zwei träumerisch-sinnlichen Werken der Gegenwart, geschrieben vom lettischen Komponisten Pēteris Vasks und dem aus Dänemark stammenden Hans Abrahamsen. Die Gesangssolistin ist Barbara Hannigan.
Der dänische Nørgård- und Ligetischüler Hans Abrahamsen galt zu Beginn seiner Komponistenlaufbahn als Schlüsselfigur der »Neuen Einfachheit« – einer von Deutschland ausgehenden Bewegung, die sich in den 1970er-Jahren mit minimalistischen, neoklassizistischen bzw. neoromantischen Momenten als Gegenpol zum Serialismus verstand. Ende März 1982 wurde das im Auftrag der Berliner Philharmoniker komponierte Orchesterwerk Nacht und Trompeten von Hans Abrahamsen unter der Leitung von Hans Werner Henze in der Philharmonie uraufgeführt. In diesem Konzert steht die Premiere seines Orchesterliederzyklus Let me tell you auf dem Programm, der auf der gleichnamigen Novelle von Paul Griffiths basiert und Barbara Hannigan gewidmet ist.
Zuvor erklingt jedoch die Komposition eines anderen nordischen Komponisten: das stimmungsvolle Cantabile für Streicher von Pēteris Vasks, der in seiner Heimat oft als »Botschafter Lettlands in Tönen« bezeichnet wird. Außerdem dirigiert der lettische Shooting-Star Andris Nelsons Johannes Brahms’ Vierte Symphonie, die erstmals am 25. Oktober 1885 in Meiningen erklang. Zeuge des erfolgreichen Konzerts war auch der 21-jährige Richard Strauss, der sich als Assistent Hans von Bülows dort aufhielt.
In einem Brief an den Vater berichtete er begeistert von einem »Riesenwerk«: »[...] es ist schwer, alles das Herrliche, was dieses Werk enthält, mit Worten zu definieren, man kann nur immer wieder andächtig zuhören und bewundern.« Joseph Joachim notierte nach der Berliner Erstaufführung am 1. Februar 1886, wie sehr ihm der »geradezu packende Zug des Ganzen, die Dichtigkeit der Erfindung, das wunderbar verschlungene Wachstum der Motive« angetan hätten: »Ich [...] glaube, die e moll ist mein Liebling unter den vier Sinfonien.«
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