Simon Rattle dirigiert Symphonien zwischen Spätromantik und Moderne
Simon Rattle zeigt in diesem Konzert den faszinierenden Wandel der Symphonie ab der Spätromantik. Dazu stellt er der pastoral-volltönenden Zweiten Symphonie von Johannes Brahms die Kammersymphonie Nr. 1 von Arnold Schönberg gegenüber, deren freie Tonalität ungeahnte Ausdruckssphären eröffnete. In Hans Krásas Symphonie für kleines Orchester von 1923 hat die Gattung allen repräsentativen Habitus verloren, das Werk gibt sich traumverloren und privat.
Im November 2009 gastierten die Berliner Philharmoniker und Sir Simon Rattle in den USA, unter anderem in New York, Chicago und San Francisco. Zwei der Werke, mit denen sie sich dem amerikanischen Publikum präsentierten, sind in diesem Konzert zu erleben: die Zweite Symphonie von Johannes Brahms und Arnold Schönbergs Kammersymphonie Nr. 1. Die Aufführung sämtlicher Brahms-Symphonien war ein zentrales Projekt der Saison 2008/09. Zufrieden stellte Die Zeit damals fest, Rattle habe »Furtwänglers Dimensionen mit Karajans schönem Ton« verbunden.
Eine entschiedene Abkehr vom Wohlklang der Spätromantik verkörpert Schönbergs Kammersymphonie, ein Werk an der Schwelle zwischen tonaler und atonaler Musik. Die hier vollzogene »Emanzipation der Dissonanz« verstörte zwar das zeitgenössische Publikum, eröffnete jedoch der Musik ungeahnte Ausdruckssphären.
Am Beginn des Konzerts steht die Symphonie für Mezzosopran und kleines Orchester von Hans Krása, der damit erstmals in einem Konzert der Berliner Philharmoniker vertreten war. Der 1899 in Prag geborene Krása erlangte erst postum in den 1980er-Jahren traurigen Ruhm als Komponist der Kinderoper Brundibar, die zur NS-Zeit über fünfzigmal im Konzentrationslager Theresienstadt aufgeführt worden war. Krása selbst wurde 1944 im Konzentrationslager Auschwitz ermordet.
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