»Late Night«-Konzert mit Simon Rattle und Martin Löhr
Schon ein erster Blick auf das Programm verleitet zum Schmunzeln: Ouvertüre zum »Fliegenden Holländer«, wie sie eine schlechte Kurkapelle morgens um 7 am Brunnen vom Blatt spielt. Auch sonst gibt es in diesem Late Night-Konzert mit Simon Rattle viel zu entdecken: unter anderem, wie frisch und aktuell ein Präludium mit Fuge klingen kann, wenn es von einem genialen Klangerneuerer wie Witold Lutosławski stammt.
Beim Hören der Ouvertüre zum »Fliegenden Holländer«, wie sie eine schlechte Kurkapelle morgens um 7 am Brunnen vom Blatt spielt, eines musikalischen Kabinettstückchens von Paul Hindemith, kennt der Spaß keine Grenzen mehr: Mit feiner Ironie, aber auch durchaus derbem Humor nimmt der Komponist die kultische Verehrung aufs Korn, die dem Bayreuther Meister mitunter zuteil wurde. Dabei ist das Werk keineswegs eine Parodie auf Wagners Musik, sondern – der Titel deutet es bereits an – auf die Bearbeitungswut vergangener Zeiten sowie auf schlechtes Musizieren. Letzteres ist in der Philharmonie aber nun wirklich selten.
Unter der Leitung von Sir Simon Rattle sind musikalische Überraschungen und gute Laune zu später Stunde garantiert! Überhaupt scheint sich Hindemiths Musik in den Late Nights der Berliner Philharmoniker zu Hause zu fühlen: Nach der Kammermusik Nr. 1, die im Dezember 2012 aufgeführt wurde, steht hier Hindemiths Kammermusik Nr. 3 auf dem Programm. Als Solist in diesem Werk, das im Grunde ein kleines Konzert für Violoncello und Kammerorchester darstellt, ist der philharmonische Solocellist Martin Löhr zu hören.
Abgerundet wird das Programm durch Witold Lutosławskis Präludien und Fuge für 13 Solostreicher – einer Komposition, die gleich zwei Beweise antritt: dass Moderne Musik überaus spannend sein kann; und dass jeder Berliner Philharmoniker das Zeug zum Solisten hat.
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