Mikko Franck dirigiert Schumanns »Das Paradies und die Peri«
Es war eines der großen Chorwerke des 19. Jahrhunderts: Robert Schumanns Das Paradies und die Peri mit seiner empfindsamen Handlung voll märchenhafter Wendungen. Dirigent dieser Aufführung von 2018 ist Mikko Franck, der »meisterhaft zwischen Oratorien-Rezitativen, heroischen Chören und liedhaften Solo-Nummern vermittelte und dafür sorgte, dass die dramatische Spannung niemals nachließ« (Financial Times).
Es war eines der großen Chorwerke des 19. Jahrhunderts: Mit Das Paradies und die Peri gelang Robert Schumann ein – wie er selbst erklärte – »neues Genre für den Concertsaal«. Nicht Oper, nicht Oratorium, aber sich an beiden Gattungen orientierend, besitzt das Stück all das, was ein grandioses Vokalwerk der Romantik ausmacht: wirkungsvolle Chorszenen, innige, lyrische, liedhaft gestaltete Solonummern und einen Orchesterapparat, der Schumann auf der Höhe seiner Instrumentationskunst zeigt. Der Hörer wird durch sämtliche Emotionen des menschlichen Seins geführt: Trauer, Verzweiflung, Hoffnung, Liebe, Reue, Freude ...
Die Handlung, die an exotischen Schauplätzen in Indien, Syrien und Afrika spielt, basiert auf dem Epos Lalla Rookh des irischen Dichters Thomas Moore. Schumann kannte die Dichtung bereits seit seiner Jugend und notierte sie als möglichen Opernstoff in sein »Projektbuch«. Doch erst als ihn ein Freund auf die Eignung des Sujets hinwies und ihm seine Übersetzung offerierte, entschloss sich Schumann zur Vertonung. Die Peri ist eine Außenseiterin der Gesellschaft: das Kind eines gefallenen Engels und einer Sterblichen, dem ein Platz im Paradies verwehrt wird. Erst nach einer Reihe von Prüfungen wird die Peri geläutert und in die Reihe der Seligen aufgenommen.
Schumann selbst hielt das Stück, das ihm bei der Uraufführung 1843 einen triumphalen Erfolg bescherte und ihn als führenden Komponisten seiner Zeit auswies, für eine seiner gelungensten Schöpfungen. Nach großen Erfolgen zu seinen Lebzeiten geriet das Werk allerdings später fast vollständig in Vergessenheit. Zu seinen Bewunderern gehörte der italienische Dirigent Carlo Maria Giulini, der das Stück 1976 auch mit den Berliner Philharmonikern aufführte. 2009 nahm sich das Orchester unter der Leitung von Sir Simon Rattle, einem großen Verehrer von Schumann, des Werks wieder an. In diesen Aufführungen werden die Berliner Philharmoniker unter der Stabführung von Mikko Franck, der für Simon Rattle einspringt, vom Rundfunkchor Berlin und von einem hochkarätig besetzten Solistenensemble unterstützt, darunter mit Mark Padmore der aktuelle Artist in Residence sowie Christian Gerhaher, Artist in Residence der Saison 2013/14.
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