The Berlin Phil Series: Philharmonisches Oktett
In dieser Folge der Berlin Phil Series begegneten sich das Berühmte, das Neue und das Unbekannte auf reizvolle Weise. Schuberts Oktett für fünf Streicher und drei Bläser, das als Gründungswerk dieser instrumentalen Gattung der Kammermusik gilt, traf auf eine Uraufführung von Toshio Hosokawa und ein nahezu vergessenes Stück für dieselbe Besetzung von Hugo Kaun. Interpretiert wurden alle drei Werke von einer der traditionsreichsten Kammermusikformationen des Orchesters: dem Philharmonischen Oktett Berlin.
Auch im Bereich der Musik lässt sich mitunter beobachten: Im eigenen Land gilt der Prophet wenig. Ein Beispiel ist der 1863 in Berlin geborene Komponist Hugo Kaun. Nach Studien an der Königlichen Hochschule für Musik (heute: Universität der Künste Berlin) ließ sich der Sohn eines Textilfabrikanten in den USA nieder, wo er als Hochschullehrer, Chorleiter und Dirigent tätig war. In finanziell schwierigen Zeiten trat Kaun auch als Komponist von Unterhaltungsmusik in Erscheinung. Eine Freundschaft verband ihn mit Theodore Thomas, dem aus Ostfriesland stammenden Gründer des Chicago Symphony Orchestra. Ihm verdankte der Komponist die Erstaufführungen seiner drei Symphonien. 1902 kehrte Kaun nach Berlin zurück, wo er 30 Jahre später starb.
Kauns Tonsprache blieb der spätromantischen Ästhetik verpflichtet. Dass seine Musik in der Zeit des Nationalsozialismus besonders häufig aufgeführt wurde – der Komponist war mit dem Präsidenten der Reichsmusikkammer Peter Raabe befreundet gewesen –, erschwerte nach Ende des Zweiten Weltkriegs ihre künstlerische Bewertung. Dieses Kammermusikkonzert bietet nun Gelegenheit für die Wiederentdeckung seines melodiengesättigten und alle Ausdrucksregister der Besetzung virtuos ziehenden Oktetts.
Ergänzend zu einer Uraufführung des eng mit den Berliner Philharmonikern verbundenen Komponisten Toshio Hosokawa präsentiert das Philharmonische Oktett das Werk, dem das Ensemble seine Gründung verdankt: Franz Schuberts 1824 entstandenes Oktett in F-Dur. In sechs Sätzen, die noch in der Tradition des Divertimentos stehen, aber deren Ausdrucksgehalt bereits in symphonische Bereiche vordringt, lotet Schuberts Werk alle Möglichkeiten der Besetzung aus und setzt bis heute einen Maßstab für diese Gattung.
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