Zubin Mehta dirigiert Mahlers Dritte Symphonie
»Wahres Entsetzen« erfasste Mahler, als er sich die gewaltigen Dimensionen seiner Dritten Symphonie vergegenwärtigte. Deren Größe entsprach allerdings seiner ideellen Konzeption: Nicht weniger als »die ganze Welt« sollte sie widerspiegeln. An ihrem Schluss steht ein ergreifender Hymnus an die Liebe. Zubin Mehta dirigiert diese Aufführung der Symphonie, Okka von der Damerau singt Nietzsches warnendes »Oh Mensch, gib Acht« im vierten Satz.
Bereits im Rahmen seines Debüts bei den Berliner Philharmonikern 1961 – dessen Programm genau 50 Jahre später wiederholt wurde – dirigierte Zubin Mehta mit der ersten Symphonie ein Werk Gustav Mahlers. In den folgenden Jahrzehnten der Zusammenarbeit dirigierte er zunächst nur wenige weitere Stücke des Komponisten bei dem Orchester. Die Dritte Symphonie allerdings erklingt im Dezember 2021 bereits in der fünften gemeinsamen Aufführung. Es gibt nur wenige Werke, die von den Berliner Philharmonikern so regelmäßig mit demselben Gastdirigenten aufgeführt worden sind.
Und es gibt wohl nur wenige Werke mit einem vergleichbar weltumfassenden Anspruch. Die Symphonie verfügt mit fast 100 Minuten nicht nur über eine besonders lange Aufführungsdauer, sondern auch über eine wahrlich universelle Thematik: In zwei Teilen und insgesamt sechs Sätzen wird nicht weniger als das Verhältnis des Menschen zur Natur geschildert. Mahler selbst hat beschrieben, wie sich im ersten Satz »allmählich das Leben losringt, bis es sich von Stufe zu Stufe in immer höhere Entwicklungsformen differenziert: Blumen, Tiere, Mensch, bis ins Reich der Geister, zu den Engeln«. Diese »Stufen« wurden von den zunächst geplanten Satz-Titeln auch benannt. Obwohl der Komponist dieses Programm später verwarf, enthält es doch wertvolle Hinweise zur Dramaturgie des Werks: So wird die Welt der Berge, Pflanzen und Tiere von den Instrumenten des Orchesters im Mahlerschen »Naturlaut« beschrieben, bevor mit dem Auftritt des Menschen im vierten Satz zum ersten Mal die menschliche Stimme erklingt. Und wenn der Mezzosopran mit den Worten Friedrich Nietzsches von »Herzeleid« und »Weh« singt, so erzählt der ursprünglich der Liebe gewidmete Hymnus des Finales, wodurch allein der Mensch aus seiner leidvollen Vereinzelung erlöst werden kann.
In dieser Aufführung werden Zubin Mehta und die Berliner Philharmoniker von den Damen des Rundfunkchors und den Knaben des Staats- und Domchors Berlin unterstützt. Die Mezzosopranistin Okka von der Damerau – Ensemble-Mitglied der Bayerischen Staatsoper und herausragende Wagner-Interpretin – feiert ihr philharmonisches Debüt.
© 2021 Berlin Phil Media GmbH
Interviews zum Konzert