»Late Night« mit Jörg Widmann
Die Klarinette ist Jörg Widmanns ureigenes Instrument. Hier führt uns der Composer in Residence ihre große Klangvielfalt vor – mit seinen Drei Schattentänzen, in denen er dem Instrument ungewohnte Effekte entlockt, und mit dem Andante aus Mendelssohns Klarinettensonate, in dem das Instrument ein Lied ohne Worte zu singen scheint. Die Freien Stücke zeigen eine weitere Facette von Widmanns Klangkosmos.
Jörg Widmann, Composer in Residence der Berliner Philharmoniker der Saison 2023/24, ist zugleich als gefragter Klarinettist auf den Konzertpodien zu erleben. Nachdem er im Rahmen seiner Residency bereits seine entfesselt-virtuose Fantasie für Klarinette solo vorgetragen hat, interpretiert er hier mit den Drei Schattentänzen sein zweites Solostück für Klarinette. 20 Jahre nach seinem Jugendwerk von 1993, so Widmann, verliebte er sich mit dieser Komposition noch einmal neu »in die Seele und das Innenleben dieses wunderbaren Geheimnis-Instrumentes«.
Zum Verlieben ist auch das Thema, das Felix Mendelssohn Bartholdy im Mittelsatz seiner Klarinettensonate erdachte. Sein melancholisches Wiegen verkörpert den sehnsuchtsvollen Gestus der Romantik, den Mendelssohn hier zu einem Lied ohne Worte formte. Vielleicht war es die Nähe des Klarinettenklangs zur menschlichen Stimme, die den Komponisten zu seinem einzigen Solowerk für ein Blasinstrument inspirierte. Widmann wird am Klavier von Annika Treutler begleitet.
Die Freien Stücke, die hier von Mitgliedern der Berliner Philharmoniker aufgeführt werden, sind ein Paradebeispiel für Widmanns Lust am klanglichen Experiment. Jeder der insgesamt zehn Sätze widmet sich einem spezifischen Phänomen und etabliert am Ende ein neues Element, das zum folgenden Stück überleitet – eine Art klingender Dominoeffekt.
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