Claudio Abbado dirigiert eine Beethoven-Gala im Silvesterkonzert 1991

Mit Egmont startete dieses Silvesterkonzert, jener Bühnenmusik, die Beethoven zu Goethes gleichnamigem Trauerspiel geschrieben hat – angeblich sogar ohne Honorar, weil das Projekt für ihn eine echte Herzensangelegenheit war. Das Stück erzählt vom Freiheitskampf der Niederländer gegen die spanische Besatzungsmacht zur Zeit Philipps II. Und obwohl der historische Heinrich Graf Egmont schließlich hingerichtet wurde, endet das Ganze mit einer triumphalen Siegessymphonie im heroischen Idiom französischer Revolutionsmusiken: »Der Hauptpunkt ist, daß die Niederländer die Spanier zuletzt besiegen« (Beethoven). Es folgt die Konzertarie »Ah! Perfido« (Ha, Treuloser), in der Beethoven die Emotionslage der von Achilleus verlassenen Deidamia zwischen quälendem Abschiedsschmerz und wildem Aufbegehren im italienischen Opernstil nachzeichnet. 

Nach der Leonoren-Ouvertüre Nr. 3 endet der Abend mit der grandiosen Fantasie für Klavier, Chor und Orchester – Beethoven selbst hatte die symphonische Konzertkantate als großes Finale für ein rund vierstündiges Mammutkonzert mit eigenen Werken komponiert, das im Dezember 1808 im Theater an der Wien stattfand. Die eigentliche, vom Solo-Klavier gespielte Fantasie am Anfang – eine dunkel-zerklüftete Musik, die sich über die gesamte Tastatur erstreckt – übernimmt der 20-jährige Evgeny Kissin. Mit dem Orchestereinsatz folgt eine zum Mitsingen einladende Melodie, die an das Freudenthema der 15 Jahre später komponierten Neunten Symphonie denken lässt, bevor das Werk mit einer monumentalen Schlusssteigerung ausklingt.

Berliner Philharmoniker

Claudio Abbado

Cheryl Studer

Bruno Ganz

Evgeny Kissin

Kristina Clemenz

Camille Capasso

John Aler

Hiroshi Oshima

Friedrich Molsberger