Ferruccio Busoni
KomponistFerruccio Busoni war ein hochgebildeter und vielseitiger Künstler italienisch-deutscher Abstammung. Er zählt zu den herausragenden europäischen Musikerpersönlichkeiten des beginnenden 20. Jahrhunderts. Bei seinen Zeitgenossen war der epochale Klaviervirtuose Busoni, einer der bedeutendsten nach Franz Liszt, weitaus bekannter als der Komponist Busoni – obwohl er über 300 Werke geschrieben hat.
Geboren wurde Ferruccio Busoni 1866 als Sohn einer Pianistin und eines Klarinettisten nahe Empoli bei Florenz. Er wuchs im damals österreichischen Triest auf und erhielt ersten Unterricht von seinen Eltern: »Meinem Vater verdanke ich den Segen, daß er mich in meiner Kindheit strengstens zum Studium Bachs anhielt; und dies zu einer Zeit und in einem Lande, wo der Meister nicht viel mehr galt als ein Carl Czerny.« Seit seinem achten Lebensjahr konzertierte Busoni in der Öffentlichkeit – nicht zuletzt in Wien, wo er im Frühjahr 1876 erstmals für Aufsehen sorgte. Er studierte Komposition, Kontrapunkt und Harmonielehre bei Wilhelm Mayer. Noch vor seinem 15. Geburtstag hatte er mehr als 180 Werke der unterschiedlichsten Gattungen komponiert. Nach ausgedehnten Konzertreisen wurde Busoni an der Reale Accademia Filarmonica in Bologna aufgenommen, wo ihm ein Klavier-Diplom verliehen wurde. Auf Empfehlung von Hugo Riemann erhielt er im September 1888 erstmals eine feste Stelle als Klavierpädagoge an der heutigen Sibelius-Akademie in Helsinki. Anschließend unterrichtete er durch Vermittlung Rubinsteins am Moskauer Konservatorium, bevor er – auf Empfehlung Theodore Steinways – ans New England Conservatory nach Boston wechselte. Anschließend zog Busoni nach New York, um sich ganz auf seine gefeierte Virtuosenlaufbahn zu konzentrieren. Im Frühjahr 1894 ließ er sich dann in Berlin nieder, wo er zwischen 1902 und 1909 mit den Berliner Philharmonikern die Aufsehen erregende Konzertreihe [Neue und selten aufgeführte Orchesterwerke] initiierte. Er unterrichtete zudem eine kleine Auswahl von Klavierschülern. 1907 erschien sein viel beachteter [Entwurf einer neuen Ästhetik der Tonkunst]. 1915 ging der Kriegsgegner Busoni nach Zürich, von wo aus er erst 1920 wieder nach Berlin zurückkehrte. Hier übernahm er eine Meisterklasse für Komposition an der Preußischen Akademie der Künste, die er bis zu seinem Tod 1924 leitete.