Bernd Alois Zimmermann
KomponistBernd Alois Zimmermann war ein Einzelgänger. Als junger Mann im nationalsozialistischen Deutschland war er von den Entwicklungen der Neuen Musik abgeschnitten, nach dem Zweiten Weltkrieg misstraute er den Doktrinen der jüngeren Komponistengeneration um Karlheinz Stockhausen, Pierre Boulez und Luigi Nono. Als »ältester dieser jungen Komponisten«, wie er sich selbst beschrieb, teilte Zimmermann die radikale Kritik an der musikalischen Vergangenheit nicht, weshalb sein Erfolg auch erst zu einer Zeit kam, als der Einfluss der Darmstädter Avantgarde nachgelassen hatte.
Zimmermann, 1918 in Bliesheim bei Köln geboren, wurde nach zwei Semestern Schulmusikstudium zur Wehrmacht eingezogen. Komponiert hat er dennoch: »Als 22-jähriger schrieb ich in den Ruhepausen zwischen den verschiedenen Feldzügen von 1940 bis 43 etwa [Alagoana]; die Instrumentierung konnte erst nach dem Kriege vorgenommen werden.« Infolge einer schweren Vergiftung wurde der Komponist 1942 als dienstunfähig entlassen, woraufhin er sein Studium wieder aufnahm, das er allerdings erst nach Kriegsende abschließen konnte. Ab 1946 arbeitete Zimmermann als freier Komponist für verschiedene Rundfunkanstalten und übernahm später eine Lehrtätigkeit an der Kölner Musikhochschule für Hörspiel- und Filmmusik. Während eines Stipendienaufenthalts in der Villa Massimo fand er 1957 zu den Grundlagen seiner philosophisch fundierten, collageartigen Kompositionsmethode, die er in der Oper [Die Soldaten] (1958/64) nach Jakob Michael Reinhold Lenz beispielhaft umsetzte – ein erschütterndes Werk, das von traumatischer Kriegserfahrung geprägt ist und unaufhaltsam auf die Katastrophe zusteuert. Obwohl Zimmermann nach der erfolgreichen Premiere die ihm zustehende Anerkennung fand, litt er unter schweren Depressionen. Am 10. August 1970, unmittelbar nach Vollendung der Kantate »Ich wandte mich und sah an alles Unrecht, das da geschah unter der Sonne« setzte er seinem Leben ein Ende.