Unsuk Chin
KomponistinIhr gelingt, was nur wenige ihres Fachs schaffen: Unsuk Chin lässt sich von den unterschiedlichen Sphären der europäischen und asiatischen Musikkultur inspirieren – und entwickelt daraus einen ebenso persönlichen wie globalen Kompositionsstil. Dabei liegt der Koreanerin, die seit 1988 in Berlin lebt, ein Denken in personalstilistischen Kategorien ebenso fern wie eine Orientierung an historischen Begriffen: »Wenn wir zeitgenössische Musik hören, bringt es nichts, in Schubladen zu denken – modern, postmodern, traditionell etc. – es sind alles Verallgemeinerungen.«
Unsuk Chin wurde 1961 als Tochter eines presbyterianischen Geistlichen und einer Lehrerin in Seoul geboren und erhielt schon als Vierjährige den ersten theoretischen und praktischen Musikunterricht von ihrem Vater. Nach intensiven autodidaktischen Studien wurde die Koreanerin an der Seoul National University zum Kompositionsstudium angenommen, wo sie schließlich in die Klasse von Sukhi Kang kam. Von 1985 bis 1988 studierte Chin bei György Ligeti an der Hochschule für Musik und Theater in Hamburg. Der Erste Preis beim Gaudeamus-Wettbewerb in Amsterdam 1985 – »ich war die einzige Frau, die einzige Asiatin und die jüngste Teilnehmerin« – markierte den Beginn ihrer internationalen Karriere. Seither wurden ihre Werke von führenden Orchestern zur Aufführung gebracht – unter der Leitung von Dirigenten wie Kent Nagano, Sir Simon Rattle, Gustavo Dudamel, Alan Gilbert, Sakari Oramo und Myung-Whun Chung. 2004 wurde Unsuk Chin für ihr Violinkonzert mit dem Grawemeyer Award for Music Composition, 2005 mit dem Arnold Schönberg-Preis und 2007 mit dem Heidelberger Künstlerinnenpreis ausgezeichnet. Im selben Jahr hatte ihre Oper [Alice in Wonderland] nach Lewis Carroll an der Bayerischen Staatsoper mit triumphalem Erfolg Premiere. 2006 bis 2018 leitet Chin die von ihr gegründete Neue Musik-Reihe des Seoul Philharmonic Orchestra, seit 2011 ist sie künstlerische Leiterin der Reihe Music of Today des Philharmonia Orchestra in London.