Sakari Oramo dirigiert Chin und Sibelius
2006 gewann Sunwook Kim den prestigeträchtigen Leeds International Piano Competition – gerade 18-jährig und als erster asiatischer Pianist. Mit seiner klangfarbenreichen, virtuosen Musizierweise eroberte der Südkoreaner danach schnell das internationale Publikum. Hier gibt er sein Debüt bei den Berliner Philharmonikern mit dem brillanten und rhythmisch herausfordernden Klavierkonzert von Unsuk Chin. Sakari Oramo dirigiert außerdem die mystisch-poetische Zweite Symphonie von Jean Sibelius.
»Das leuchtende Licht und die Farben, denen ich in meinen Träumen begegnete und deren Lebhaftigkeit nie verblasst, versuchte ich bewusst oder unbewusst in die Klangwelt meiner Kompositionen zu integrieren«, so Unsuk Chin. Die Musik der gebürtigen Südkoreanerin lebt von irisierenden Klangkaskaden und einer hochvirtuosen Instrumentation – und ist zudem oft gewürzt mit einer kräftigen Prise surrealem Humor.
Mit ihrem Klavierkonzert komponierte die Wahl-Berlinerin ein einzigartiges Werk, das von der barocken Musik Scarlattis ebenso beeinflusst wurde wie von der Moderne. »Ich wollte«, schrieb Chin über das viersätzige Stück, »vor allem die Aspekte Vitalität, Motorik und Virtuosität, kurz die spielerische Seite des Klaviers, herausstellen.«
Virtuosität findet sich auch in der Zweiten Symphonie von Jean Sibelius, die nach ihrer gefeierten Premiere 1902 von der patriotischen finnischen Presse als nationales Bekenntnis gefeiert wurde. Seit dem Februarmanifest, das die Autonomie des damaligen russischen Großfürstentums Finnland empfindlich eingeschränkt hatte, eskalierte der schwelende Konflikt zwischen Russland und Finnland. In dieser angespannten politischen Atmosphäre deuteten viele Sibelius’ kraftvolles Werk als Manifest des Widerstands gegen die Russifizierung – wobei der Dirigent Robert Kajanus sogar glaubte, im zweiten Satz den »flammenden Protest gegen all die Ungerechtigkeit« zu hören. Sibelius selbst hielt davon wenig – zentrale Themen gerade dieses Satzes waren ihm nicht in tiefen finnischen Wäldern eingefallen, sondern in sonnendurchfluteten italienischen Gärten.
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