Wagners »Wesendonck-Lieder« mit Anja Kampe und Michael Boder
Ein originelles, vielfältiges Programm dirigiert Michael Boder in diesem Konzert. Auf Elliott Carters schillernde Celebration of some 100 x 150 notes folgen Schumanns volltönend-heitere Rheinische Symphonie und Witold Lutosławskis Konzert für Orchester – eines der effektvollsten und zugänglichsten Werke des Komponisten. In Wagners leidenschaftlichen Wesendonck-Liedern begegnet uns außerdem die Bayreuth-erfahrene Sopranistin Anja Kampe.
Moderne und zeitgenössische Musik bilden einen zentralen Bestandteil im Repertoire des Dirigenten Michael Boder, der unter anderem die Uraufführungen neuer Opern von Friedrich Cerha und Aribert Reimann leitete. Keine Überraschung also, dass Anfang und Ende seines Konzerts mit den Berliner Philharmonikern von Werken des 20. Jahrhunderts markiert wurden. Zum Auftakt erklang ein Stück des amerikanischen Komponisten Elliott Carter, der seinen 100. Geburtstag im Dezember 2008 unverändert produktiv und bei guter Gesundheit erlebte und dem das Orchester zu diesem Anlass einen Saison-Schwerpunkt widmete. In A Celebration of some 100 x 150 notes treibt Carter ein komplexes und gewitztes Spiel mit der Gattung der musikalischen Fanfare.
Mit seinem Konzert für Orchester knüpft Witold Lutosławski an die gleichnamige Komposition des verehrten ungarischen Kollegen Béla Bartók an. In einem seiner effektvollsten und zugänglichsten Werke verbindet der polnische Komponist folkloristische Motive und rhythmische Verve mit einer spannungsreichen Dramaturgie.
Zwischen Carter und Lutosławski kam die deutsche Romantik zu Wort: Nachdem Robert Schumann 1850 an seinem neuen Arbeitsort Düsseldorf mit großer Begeisterung empfangen worden war, schrieb er in gewohnt rasantem Tempo seine Dritte Symphonie, die unter dem (nicht vom Komponisten stammenden) Beinamen Rheinische berühmt wurde. Das klassische, viersätzige Modell der Symphonie wurde dabei um einen zweiten langsamen Satz erweitert, dessen geheimnisvoll-schaurige Atmosphäre einen Kontrapunkt zum vorwiegend heiteren Charakter des Werks bildet.
Wenige Jahre später vertonte Schumanns Zeitgenosse Richard Wagner fünf Gedichte der Industriellengattin Mathilde Wesendonck, mit der ihn eine heftige Leidenschaft verband. Einige Motive aus diesem einzigen nennenswerten Beitrag Wagners zum Genre des Kunstlieds findet man in der Oper Tristan und Isolde wieder, die in derselben Zeit und inspiriert von der Liebe zu Mathilde Wesendonck entstanden ist. Als Solistin ist Anja Kampe zu erleben, die als Interpretin hochdramatischer Partien des Opernrepertoires zu den erfolgreichsten Sängerinnen unserer Zeit gehört.
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