Philippe Jordan dirigiert Strauss’ »Alpensinfonie«
Wenn sich in einem Orchesterwerk ein Sturm entlädt, ist das ein Moment von überwältigender Energie, gefolgt von Erleichterung. Philippe Jordan dirigiert mit Richard Strauss’ Alpensinfonie und Auszügen aus Wagners Rheingold klangmächtige Werke, in denen sich solche Szenen ereignen. Und auch in Alban Bergs Altenberg-Liedern werden durch Schneesturm und Gewitter expressive Kräfte freigesetzt. Solistin ist Anja Kampe, die als Wagner-Interpretin weltweit Erfolge feiert.
Nach zwölf Jahren an der Opéra National de Paris übernahm Philippe Jordan zur Spielzeit 2020/21 als Musikdirektor der Wiener Staatsoper erneut die Leitung einer der renommiertesten Musiktheater-Bühnen. Dieses Programm, mit dem der Dirigent zu den Berliner Philharmonikern zurückkehrt, führt von Wagner in die klassische Moderne.
Zum Auftakt erklingt eine von Jordan selbst zusammengestellte Orchester-Suite aus Wagners Rheingold. Geheimnisvoll und in glitzerndem Es-Dur ist der Beginn zur epischen Tetralogie Der Ring des Nibelungen gestaltet – der von den Rheintöchtern bewachte Goldschatz schimmert durch die sanften Wellen des Flusses. Doch bald schon trübt sich die Stimmung dramatisch und am Schluss des Rheingolds wird der listige Feuergott Loge den zur Götterburg Walhall eilenden Protagonisten der Oper prophezeien: »Ihrem Ende eilen sie entgegen.«
Als Solisten in Alban Bergs Altenberg-Liedern ist zudem die Sopranistin Anja Kampe zu erleben. In den fünf Orchesterliedern auf Texte des Dichters Peter Altenberg verbindet sich strenge Konstruktion mit großer Expressivität. Überhaupt erweist sich Berg als Meister darin, Gegensätze zu vereinigen, wie der Musiktheoretiker Adorno schrieb: »Zarteste Vorsicht ist in den Altenberg-Liedern Äquivalent der Verwegenheit.«
Die Alpensinfonie, die Richard Strauss 1919 selbst bei den Philharmonikern dirigierte, gilt spätestens seit der legendären Karajan-Aufnahme aus den 1980er Jahren als Paradestück des Orchesters. Das so überwältigende wie subtil instrumentierte Natur-Panorama, das nachts beginnt und nach Sonnenaufgang, Gipfelbesteigung und Abstieg auch wieder in der Nacht endet, ist die letzte Symphonische Dichtung des Komponisten.
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