Claudio Abbado und Daniel Barenboim mit Beethoven und Brahms
Nicht nur als Ehrendirigent ist Daniel Barenboim den Berliner Philharmonikern verbunden: Seit seinem Debüt 1964 tritt er auch regelmäßig als Pianist mit dem Orchester auf. In diesem Konzert interpretiert er unter der Leitung des damaligen Chefdirigenten Claudio Abbado mit Kraft und Leidenschaft das Zweite Klavierkonzert von Johannes Brahms. Ergänzt wird das Programm durch Ludwig van Beethovens von charmantem Witz geprägte Achte Symphonie.
Daniel Barenboim hat seit 1990 als Pianist mit allen Chefdirigenten der Berliner Philharmoniker gemeinsam musiziert. Die Werke Ludwig van Beethovens und Johannes Brahms’ – beide nicht nur überragende Symphoniker, sondern auch geniale Verfasser von Klavierkonzerten – bilden einen roten Faden in der Zusammenarbeit. Unter der Leitung von Kirill Petrenko spielte Barenboim Beethovens Drittes Klavierkonzert und zusammen mit Simon Rattle beide Konzerte von Brahms. Im Europakonzert 1994 in Meiningen interpretierte er an der Seite von Claudio Abbado Beethovens Fünftes Klavierkonzert, dem eine Aufführung von Brahms’ Zweiter Symphonie folgte.
In diesem Konzert, nur wenige Monate nach dem Europakonzert, trafen Beethoven und Brahms einmal mehr aufeinander, aber diesmal in vertauschten Rollen. Zumindest dem Werktitel nach. Denn als einziges seiner Solokonzerte umfasst Brahms’ Zweites Klavierkonzert vier statt der üblichen drei Sätze. Nicht nur dadurch ähnelt das »ganz kleine Klavierkonzert«, wie es der Komponist ironisch nannte, eher einer Symphonie mit Klavier. Auch die stark verzahnte, oft gleichberechtigte Behandlung von Solo- und Orchesterpart verstärkt diesen Eindruck. Eines der berührendsten Themen wird sogar vom Solocello vorgetragen, hier gespielt von Ludwig Quandt.
Dass die Musik Beethovens zu Claudio Abbados Herzensrepertoire zählte, bezeugt nicht zuletzt seine gefeierte Aufführung aller Symphonien des Komponisten in Rom 2001. Die oft etwas vernachlässigte Achte, die Beethoven selbst angeblich für gelungener hielt als die berühmtere Siebte, verzichtet auf eine Einleitung und beginnt in medias res im Gestus des Vorwärtsdrängens. Für das Fehlen eines langsamen Satzes entschädigt Beethoven im Trio des Menuetts mit einem bezaubernden Horn-Duett. In den Außenteilen des Stücks verblüfft er mit rhythmischen Witzen und vorsätzlich »falschen« Einsätzen. Das Werk schließt mit einem rasanten Satz, der im dreifachen Pianissimo beginnt und mit einer nahezu parodistisch anmutenden triumphalen Schlusswirkung endet.
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