Europakonzert 2003 aus Lissabon mit Pierre Boulez und Maria João Pires
Pierre Boulez war ein herausragender Bartók- und Ravel-Interpret, und umso wertvoller ist dieses Filmdokument: das Europakonzert von 2003 mit Bartóks Konzert für Orchester und Ravels Le Tombeau de Couperin. Zudem gibt das Konzert aus dem spektakulär schönen Hieronymuskloster bei Lissabon die seltene Gelegenheit, Boulez als Mozart-Dirigent zu erleben: im Klavierkonzert Nr. 20. Solistin ist die aus Lissabon stammende Maria João Pires.
Für die musikalische Geburtstagsfeier, mit der sie seit 1991 jedes Jahr an den Tag ihrer Gründung am 1. Mai 1882 erinnern, suchen sich die Philharmoniker immer ganz besondere Orte aus. 2003 war es das Hieronymuskloster in der Nähe von Lissabon aus dem 16. Jahrhundert, ein Stein gewordenes Zeugnis der Blütezeit Portugals als Seemacht und seit 1987 Teil des UNESCO-Weltkulturerbes.
Am Pult des Orchesters stand diesmal Pierre Boulez, seit seinem Debüt bei den Philharmonikern im Januar 1961 ein regelmäßiger Gast und berühmt für die Transparenz seiner Interpretationen. Das kam in Lissabon ganz besonders dem ersten Stück des Programms zugute, Ravels Le Tombeau de Couperin, bei dem man jedes noch so feine Detail der Instrumentation hören konnte. Anschließend sorgte Maria João Pires als Solistin in Mozarts Klavierkonzert Nr. 20 für eine »portugiesische Note«, und obwohl es sich um einen der ganz seltenen gemeinsamen Auftritte von Pires und Boulez handelte, schienen sich die beiden mühelos zu verstehen. Das Ergebnis war, nach den Worten eines Kritikers, »eine lebendige, rundum überzeugende Interpretation eines der bedeutendsten Konzerte im Standardrepertoire«.
Nach der Pause konnten die Philharmoniker in Bartóks Konzert für Orchester dann noch einmal zeigen, wozu jeder von ihnen fähig ist, aufmerksam begleitet von Pierre Boulez: »Manchmal höre ich, wenn ein Musiker etwas mehr machen will. Ich lasse ihn. Sie sind alle große Persönlichkeiten, sie haben ihre eigene Idee von dem Stück. Ich akzeptiere das. Sonst würde ich ja gegen ihre Persönlichkeiten angehen. Und das ist nicht gut!« Für den begeisterten Beifall des Publikums bedankten sich Dirigent und Orchester mit Debussys Fêtes – ein wunderbarer Abschluss für diese musikalische Feierstunde!
© 2003 EuroArts Music International
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