Maria João Pires
KlavierEs gleicht einem Alptraum: In einem Lunchkonzert mit Riccardo Chailly am Pult des Royal Concertgebouw Orchestra erwartet Maria João Pires die ersten Takte der Orchesterexposition von Mozarts C-Dur-Klavierkonzert KV 467. Als stattdessen die ersten Takte des d-Moll-Konzerts KV 466 anklingen, bricht bei der Pianistin die blanke Panik aus. Chailly flüstert: »Komm, das schaffst du schon!« Sie sammelt sich – und spielt das »falsche« Konzert aus dem Gedächtnis, ohne einen einzigen Fehler.
Maria João Pires gab im Alter von vier Jahren ihr erstes Konzert und gewann mit neun den Wettbewerb der portugiesischen Jeunesses Musicales. Ihre Ausbildung begann sie an der Musikakademie ihrer Heimatstadt bei Campos Coelho und Francine Benoît. 1961 erhielt sie ein Stipendium, das ihr die Fortsetzung ihres Studiums bei Rosl Schmid und Karl Engel in Deutschland ermöglichte. 1970 legte der Erste Preis beim Beethoven-Wettbewerb in Brüssel den Grundstein zu ihrer internationalen Karriere, die sie zu vielen Konzerten und Solo-Abenden durch Europa, Kanada, Japan, Israel und die USA führte. Wichtige Stationen von Maria João Pires’ Laufbahn markieren die Debüts in London (1986), New York (1989) und Wien (1990), wo sie im Rahmen der Salzburger Osterfestspiele ihren Einstand bei den von Claudio Abbado dirigierten Wiener Philharmonikern gab. Auch bei den Berliner Philharmonikern hat Maria João Pires seit 1991 wiederholt gastiert, unter anderem beim Europakonzert 2003, das in ihrer Geburtsstadt Lissabon stattfand. 1999 gründete die Musikerin im portugiesischen Belgais nahe der spanischen Grenze ein interkulturelles Zentrum. Zudem rief sie das Partitura-Projekt ins Leben, das junge und erfahrene Künstler ohne Konkurrenzdenken zu freundschaftlichem Zusammenspiel vereint.