Daniel Barenboim dirigiert Elgars »The Dream of Gerontius«
Während Edward Elgars The Dream of Gerontius in seiner britischen Heimat nahezu dieselbe Wertschätzung genießt wie Händels Messias oder Mendelssohns Elias, bedeutet im Ausland fast jede Aufführung eine Wiederentdeckung. Zu einer solchen laden die Berliner Philharmoniker und Dirigent Daniel Barenboim hier ein und präsentieren ein Werk von individueller Tonsprache und eindringlicher Glaubenskraft.
Wie es einmal in einer Programmeinführung der BBC hieß, ist Edward Elgars Oratorium The Dream of Gerontius in Großbritannien »ein Nationaldenkmal«. Andernorts hingegen ist es nahezu unbekannt – mit dem Namen Elgars verbindet man vor allem die unsterblichen Enigma-Variationen. Um das Oratorium für das Publikum fassbar zu machen, werden oft Vergleiche herangezogen – die aber nur teilweise zum Kern des Werks vordringen. Es stehe Richard Strauss’ Tod und Verklärung nahe, meinen manche. Und tatsächlich geht es auch bei Elgar um einen Sterbenden, der schließlich in die himmlische Seligkeit eintritt. Aber anders als in Strauss’ Werk stehen hier nicht Kampf und Heldentum im Mittelpunkt, sondern eine spirituelle Vision vom Übergang ins Jenseits.
Vielfach werden auch Parallelen zur Musik Richard Wagners gezogen, die Elgar hoch verehrte. Von Wagner inspiriert ist zweifellos die durchkomponierte Struktur, in der es keine Unterteilung in Arien und Chöre gibt. Und auch manche an Parsifal erinnernde Wendung klingt an. Insgesamt aber ist The Dream of Gerontius eine vollkommen eigenständige Komposition von individueller Tonsprache und eindringlicher Glaubenskraft. Einer der ersten Kontinentaleuropäer, die den Wert des Oratoriums erkannten, war übrigens Richard Strauss, der nach einer Aufführung Elgar als »den ersten der progressiven Musiker Englands« rühmte.
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