Christian Thielemann dirigiert ein Konzert »à la française«
Zart und leidenschaftlich präsentiert sich dieses französische Programm mit dem Dirigenten Christian Thielemann. Auf Ernest Chaussons schwelgerischen Liedzyklus Poème de l’amour et de la mer mit der Mezzosopranistin Sophie Koch folgen Debussys graziöse Tänze für Harfe und Streicher. Höhepunkt ist das friedvolle Requiem von Gabriel Fauré, das in einer anrührend optimistischen Vision des Jenseits gipfelt.
»Dein Pie Jesu ist das einzige Pie Jesu, so wie Mozarts Ave Verum das einzige Ave Verum ist«, schrieb Camille Saint-Saëns 1916 an seinen ehemaligen Schüler Gabriel Fauré. Gemeint war damit das Sopransolo aus Faurés 1888 erstmals aufgeführtem, später überarbeitetem Requiem, das 1924 auch bei der Bestattung seines Komponisten aufgeführt werden sollte. Es war eine individuelle musikalische Annäherung an den Text der mittelalterlichen Totenmesse, die Fauré – Lyriker par excellence – vornahm. Wie der Komponist selbst einmal erläuterte: »Man hat gesagt, mein Requiem drücke keine Angst vor dem Tod aus, und jemand nannte es ein Wiegenlied des Todes. Aber genau so sehe ich den Tod: als eine glückliche Erlösung, den Aufstieg zu jenseitigen Freuden, nicht als schmerzlichen Weg. […] Vielleicht wollte ich instinktiv vom Üblichen abweichen, nachdem ich so lange Zeit Begräbnisgottesdienste auf der Orgel begleitet habe. Ich kenne das auswendig. Ich wollte etwas anderes machen.«
Das irdische Gegenstück zu Faurés tröstlichem Requiem bildet in diesen Konzerten der Berliner Philharmoniker Ernest Chaussons Le Poème de l’amour et de la mer. Der von Jules Massenet und César Franck im Komponieren angeleitete Chausson vertonte in dieser zweiteiligen, formal zwischen Liedzyklus und Kantate angesiedelten Komposition Gedichte des mit ihm befreundeten Maurice Bouchor, die er durch ein orchestrales Zwischenspiel miteinander verband. Zwischen 1882 und 1890 geschrieben, entstand Le Poème de l’amour et de la mer in einer Zeit, in der sich Chausson nach ersten Besuchen der Bayreuther Festspiele nachhaltig von der Musik Richard Wagners inspiriert zeigte. Die subtilen Wagnerismen von Chaussons in allen nur denkbaren orchestralen Farben schillernder Klangsprache sind in der Deutung von Christian Thielemann deutlich zu vernehmen. Eine thematische Brücke zwischen Faurés Requiem und Chaussons Poème schlagen Claude Debussys Danse sacrée et danse profane für Harfe und Streicher.
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