Murray Perahia und Simon Rattle mit Schumanns Klavierkonzert
Murray Perahia ist einer der großen Poeten unter den Pianisten, wie auch diese Interpretation von Robert Schumanns Klavierkonzert zeigt. Dessen Qualitäten – freies Singen, raunendes Erzählen, romantisches Schwärmen – werden von Perahia kongenial umgesetzt. Ein ähnlich sensibles Werk ist Gabriel Faurés Requiem: eine Totenmesse von fast heiterer Sanftheit. Simon Rattle dirigiert die Berliner Philharmoniker und den Berliner Rundfunkchor.
»Die Seele eines Dichters, der Geist eines Denkers, die Hände eines Virtuosen«: So skizzierte ein amerikanischer Kritiker knapp und korrekt die Qualitäten von Murray Perahia. In der Saison 2011/2012 war er als Pianist in Residence der Berliner Philharmoniker regelmäßig in Solo- und Kammerkonzerten in Berlin zu hören. Ein herausragendes Ereignis dieser Partnerschaft war Perahias Gastspiel bei diesem philharmonischen Konzert, in dem er gemeinsam mit Simon Rattle das Klavierkonzert von Robert Schumann interpretierte.
Perahias Rang als einer der großen Poeten unter den Pianisten unserer Zeit offenbart sich in diesem Werk besonders eindrucksvoll. Nicht die traditionelle Gegenüberstellung klar konturierter Themen steht hier im Vordergrund, sondern freies Singen, raunendes Erzählen, romantisches Schwärmen. In einer ähnlichen Ausdruckswelt bewegt sich Schumanns Nachtlied für Chor und Orchester – im Gegensatz zum populären Klavierkonzert eine echte Entdeckung voller Drama und Transzendenz.
Nächtlich-gedeckt geben sich auch die neueren Werke dieses Abends. E vó und O King von Luciano Berio sind verhaltene Totenklagen; im ersteren Stück wird einem getöteten Kind ein Wiegenlied gesungen, im letzteren betrauert Berio die Ermordung Martin Luther Kings. Am Schluss des Konzerts steht Gabriel Faurés Requiem. Von delikater Melancholie durchzogen, mündet es in einer sonnigen Vision des Paradises – und damit der Verheißung, dass auf jede Nacht ein Tag folgt.
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