Andris Nelsons dirigiert Tschaikowsky in der Waldbühne
Leidenschaft, Tragik, Brillanz: das ist die musikalische Welt Peter Tschaikowskys. Andris Nelsons widmet dem Komponisten ein komplettes Programm in diesem Waldbühnen-Konzert. Neben zwei fulminanten orchestralen Schwergewichten – der Fünften Symphonie und der Ouvertüre »1812« – erleben Sie in drei Stücken mit Solovioline auch den zartfühlenden Tschaikowsky. Solist ist Daishin Kashimoto, Erster Konzertmeister des Orchesters.
Nach seinem umjubelten Debüt im Oktober 2010 gastierte der junge lettische Dirigent Andris Nelsons hier zum vierten Mal bei den Berliner Philharmonikern, und er freute sich ganz besonders, dass er beim traditionellen Saisonabschluss in der Waldbühne ein reines Tschaikowsky-Programm dirigieren durfte: »Er ist einer meiner Lieblingskomponisten, und weil ich gerade mit meinem Orchester in Birmingham alle Symphonien aufnehme, ist mir seine Musik sehr vertraut. Traditionell wird sie mit vielen Rubatos, Animatos und Ritenutos gespielt, dabei ist es eigentlich eine sehr klassische Musik, die stark von Mozart beeinflusst ist.«
Hauptwerk des Abends war die Fünfte Symphonie von 1888, die sogenannte »Schicksalssymphonie«, in der Tschaikowsky einmal mehr mit seiner Homosexualität haderte. Im Skizzenheft notierte der Komponist zu Anfang »Vollständige Beugung vor dem Schicksal«, um mit der Frage zu schließen: »Soll ich mich dem Glauben in die Arme werfen???« Der Kritiker des Tagesspiegels zeigte sich beeindruckt, wie Nelsons »höchst einfühlsam dem Orchester allerfeinste Klangperlen entlockte«, und die Berliner Morgenpost resümierte: »Nelsons erweckt wie ein Zauberer die Noten zum Leben und versinkt so tief in der Musik, dass man sich fragt, wie er gleichzeitig mit einer solchen Präsenz gekonnt den Überblick behält.«
Danach folgten drei Stücke mit Solovioline – Sérénade mélancolique, Valse-Scherzo und die Mélodie aus Souvenir d’un lieu cher –, in denen Konzertmeister Daishin Kashimoto mit seinem warmen und eleganten Geigenton als Solist glänzte. Und zu den Kanonenschlägen der abschließenden Ouverture solennelle »1812« gab es schließlich ein echtes Feuerwerk – dass die Lunten zündeten, grenzte angesichts der widrigen Witterung an ein Wunder. Dem anhaltenden Regen war auch geschuldet, dass es bei einer einzigen Zugabe blieb: Die berühmte Berliner Luft präsentierte sich in diesem Jahr von ihrer denkbar nassesten Ausprägung, was der Begeisterung des Publikums jedoch keinerlei Abbruch tat.
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