Dvořáks Cellokonzert mit Steven Isserlis und Alan Gilbert
Aus der kleinen Gruppe bedeutender Cellokonzerte ragt Antonín Dvořáks Gattungsbeitrag durch unerschöpflichen Melodien-Reichtum und einen spätromantisch weichen Ton heraus. Steven Isserlis – »Britain’s greatest cellist« (The Telegraph) – interpretiert das Konzert mit Alan Gilbert, der außerdem Bohuslav Martinůs Vierte Symphonie von 1945 dirigiert: ein Werk, das von grenzenloser Erleichterung über das Ende des Zweiten Weltkriegs durchdrungen ist.
Alan Gilbert interpretierte in diesem Konzert mit den Berliner Philharmonikern tschechische Kompositionen, die in seiner Heimatstadt New York entstanden sind: Antonín Dvořáks Cellokonzert und Bohuslav Martinůs Vierte Symphonie. Die beiden Komponisten hatten allerdings aus denkbar unterschiedlichen Gründen ihren zeitweiligen Wohnsitz in den Vereinigten Staaten aufgeschlagen: Während Dvořák 1892, auf dem Höhepunkt seines internationalen Ruhms, eine üppig dotierte Stelle in der aufstrebenden Musikmetropole angenommen hatte, war Martinů aus Paris vor den einmarschierenden Nationalsozialisten über den Atlantik geflohen.
Martinů begann die Arbeit an seiner Vierten Symphonie 1945 in den letzten Monaten des Zweiten Weltkriegs und vollendete sie wenige Wochen nach der bedingungslosen Kapitulation des NS-Regimes. Nach Ansicht Alan Gilberts muss das Werk als musikalische Reflexion des weltgeschichtlichen Ereignisses gedeutet werden. Der zweite Satz stelle die Schrecken des Krieges dar, das Finale die Erleichterung angesichts des erhofften Friedens. Das mitreißende Werk des nach wie vor unterschätzten Komponisten zeigt Strukturmerkmale des barocken Concerto grosso ebenso wie originell anverwandelte Aspekte des französischen Impressionismus.
Aus der nicht sehr umfangreichen Gruppe bedeutender Cellokonzerte ragt Dvořáks Gattungsbeitrag durch seinen einzigartigen Erfindungsreichtum im spätromantischen Tonfall heraus. Das Konzert ist als letztes Werk der ungemein produktiven amerikanischen Schaffensphase entstanden, wobei die Uraufführung erst 1896 in London stattfand, nachdem der Komponist nach Europa zurückgekehrt war. In den anschließenden Jahren wandte sich Dvořák wieder verstärkt der Oper zu und schrieb in der Nachfolge Franz Liszts eine Reihe von symphonischen Dichtungen. Die Philharmoniker und Alan Gilbert brachten aus dieser Werkgruppe zum Auftakt des Konzerts Die Mittagshexe zu Gehör, die auf einer schaurigen Märchenerzählung beruht.
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