Elgars Violinkonzert mit Gil Shaham und David Zinman
Edward Elgars Violinkonzert verlangt einen Solisten, der den mürbe-herbstlichen, lyrischen Tonfall ohne Sentimentalität zum Leben erweckt. Ein solcher Künstler ist Gil Shaham, der das Werk hier mit den Berliner Philharmonikern und Dirigent David Zinman interpretierte. Außerdem auf dem Programm: Béla Bartóks Konzert für Orchester, das meisterhaft zwischen Elegie und trotzigem Lebenswillen changiert.
Spätestens seit den glühenden Interpretationen von Jacqueline du Prè gehört Edward Elgars Cellokonzert zum unverzichtbaren Bestandteil des Klassik-Repertoires. Das einzige Violinkonzert Elgars wird bis heute dagegen viel seltener aufgeführt, obwohl es mit Yehudi Menuhin einen ähnlich leidenschaftlichen Fürsprecher gefunden hatte (unvergessen die Aufnahme aus den 1930er-Jahren unter der Leitung des Komponisten). Zweifellos verlangt die dreisätzige, formal originell konzipierte Komposition einen Solisten, der den mürbe-herbstlichen, eher lyrischen Tonfall ohne Sentimentalität zum Leben erweckt. Ein solcher Solist ist Gil Shaham, der 1988 als gerade 17-Jähriger bei den Berliner Philharmonikern debütierte und seither mehrfach zum Orchester zurückgekehrt ist.
Im zweiten Teil des Programms präsentierte der US-Amerikaner David Zinman ein in seinem Heimatland entstandenes Werk: Béla Bartók, kompromissloser Gegner von Nationalsozialismus und Faschismus, hatte 1940 Europa verlassen und sich ins amerikanische Exil begeben. In seinen letzten, von finanziellen Sorgen und einer schweren Erkrankung überschatteten Lebensjahren, entstanden nur wenige, allerdings ausnahmslos geniale Kompositionen. In der Mitte seines Konzerts für Orchester – in dem kein Gastvirtuose, sondern die Mitglieder des Orchesters mit brillanten Solopassagen glänzen dürfen – steht eine schwermütige Elegie. Von trotzigem Lebenswillen, elementarer rhythmischer Kraft und meisterhafter Konstruktion sind die Sätze zwei und vier sowie das Finale geprägt, in dem sich auch der Einfluss des amerikanischen Jazz bemerkbar macht.
© 2008 Berlin Phil Media GmbH
Künstler*innen
Unsere Empfehlungen
- Zubin Mehta dirigiert Saint-Saëns’ »Orgelsymphonie«
- Europakonzert 2002 aus Palermo mit Claudio Abbado und Gil Shaham
- Susanna Mälkki und Gil Shaham
- Claudio Abbado dirigiert Musik aus »Carmen« im Silvesterkonzert 1997
- Yo-Yo Ma spielt Schostakowitsch
- David Zinman dirigiert Beethoven und »Neruda Songs« von Peter Lieberson