Simon Rattle dirigiert Schumann, Wagner, Ravel, Debussy und Ligeti
»Klangzauber« könnte dieses Konzertprogramm unter Leitung von Simon Rattle überschrieben werden. Schwebend und von allem Irdischen entrückt erscheinen die Werke der ersten Hälfte: Ligetis atmosphères, Wagners Lohengrin-Vorspiel, Debussys Jeux und Ravels Daphnis et Chloé. Schlusspunkt des Abends ist Schumanns »Rheinische« Symphonie: ein Werk von drängender Energie, aber voller doppelter Böden und changierender Emotionen.
Mit Klangzauber könnte dieses Konzertprogramm der Berliner Philharmoniker unter der Leitung ihres Chefdirigenten Sir Simon Rattle überschrieben werden. Vereint es doch vor allem in der ersten Konzerthälfte Musik von Komponisten, die wahre Klangmagier waren. Im Vorspiel zum 1. Akt seiner romantischen Oper Lohengrin hat Richard Wagner 1848 die entrückte Welt sagenhafter Gralsritter des Mittelalters mit einer irisierenden, bis dato ungehörten Musik charakterisiert.
Ein halbes Jahrhundert später tüftelten dann französische Komponisten an neuen Instrumentalfarben – und wurden in Anlehnung an die Malerei prompt mit der Bezeichnung Impressionisten bedacht. Claude Debussys Jeux und Maurice Ravels Suite Nr. 2 aus dem Ballett Daphnis et Chloé sind zwei der schönsten Beispiele französischer Musik jener Tage. Der Ungar György Ligeti schließlich, dem 1961 mit dem Orchesterstück atmosphères der internationale Durchbruch gelang, nimmt unter den Komponisten der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts eine Sonderstellung ein – als Avantgardist, dessen ungeheurer Klangsinn auch Menschen zu faszinieren vermag, die mit Neuer Musik eher auf Kriegsfuß stehen.
Nach so viel Klangzauber scheint es Robert Schumanns Dritte Symphonie zunächst schwer zu haben – ist ihr Schöpfer doch wiederholt als ein Komponist bezeichnet worden, der sich mit Orchestrierung schwer tat. Nicht zuletzt im Zuge der historischen Aufführungspraxis ist dieses Vorurteil mittlerweile aber längst widerlegt worden. Und so wird es auch bei Schumanns Dritter neue Farben zu entdecken geben.
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