Paavo Järvi und Lisa Batiashvili mit Sibelius’ Violinkonzert
Jean Sibelius’ Violinkonzert dürfte das populärste Werk des Komponisten sein: hochvirtuos und zugleich tiefempfunden. Als »bernsteinfarben und glanzvoll« rühmte die Presse diese Interpretation mit Lisa Batiashvili vom Mai 2018. Dirigent Paavo Järvi präsentierte zudem Sibelius’ Tondichtung Nächtlicher Ritt und Sonnenaufgang sowie Schostakowitschs Sechste Symphonie, die mit grübelnder Resignation und grotesker Wildheit die Schrecken der Stalin-Ära reflektiert.
»So klar und fokussiert und zugleich seelenvoll wie bei Lisa Batiashvili leuchten die ersten Töne im Violinkonzert von Jean Sibelius selten. Äußerst fein abgestuft ist die dynamische Gestaltung, farb- und nuancenreich der Geigenton«, heißt es in der Kritik des Bayerischen Rundfunks. In dieser Spielzeit präsentiert die georgische Geigerin, die für die erkrankte Janine Jansen einspringt, bei den Berliner Philharmonikern Sibelius’ Meisterwerk, dessen spielerisches Finale den englischen Pianisten und Komponisten Donald Francis Tovey an eine »Polonaise for polar bears« erinnerte; eine hübsche Alliteration, die allerdings dem verbreiteten Irrtum unterliegt, es gäbe in Finnland Eisbären. (Angeblich entstand dieses Missverständnis anlässlich der Pariser Weltausstellung im Jahr 1900, als der finnische Pavillon auf dem Dach als Ausschmückung zwei Gipsbären trug, die der Bildhauer Emil Wikström in letzter Minute geliefert, aber noch nicht braun bemalt hatte; am nächsten Tag waren die Pariser Zeitungen voll mit Beschreibungen der schönen finnischen Eisbären.)
Nach dem Sibelius-Konzert, das mit seinem dominierenden Violinpart unverkennbar der romantischen Konzerttradition verpflichtet ist, dirigiert Paavo Järvi Dmitri Schostakowitschs Sechste Symphonie, ein Werk, das bereits bei seiner Leningrader Premiere am 5. November 1939 für viel Applaus sorgte. Bei einer der folgenden Aufführungen war das Publikum sogar derart begeistert, dass man das Finale wiederholte. Kein Wunder, dass Leopold Stokowski das von Mahler beeinflusste Werk (dessen Musik à la Till Eulenspiegel oder Petruschka immer wieder ins Bedrohliche umschlägt) umgehend in sein Repertoire aufnahm: »In jeder seiner Symphonien zeigt sich uns Schostakowitsch als ein Meister, der ohne Unterlass seine schöpferische Fantasie und sein musikalisches Selbstbewusstsein fortentwickelt. Neue Höhen erreicht er in der Symphonie Nr. 6.«
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