Brahms’ Violinkonzert mit Itzhak Perlman und Daniel Barenboim
»Perlman ließ die Geige jubeln, sich leidenschaftlich verströmen, mild schimmern, ungarisch tanzen« – so hieß es in der Presse, als der amerikanische Ausnahme-Geiger Itzhak Perlman das Violinkonzert von Johannes Brahms interpretierte. Es ist dies ein herrliches Werk, reich an offensichtlichen wie verborgenen Schönheiten. Dirigent dieser Aufführung aus dem Berliner Schauspielhaus war Daniel Barenboim.
Daniel Barenboim und Itzhak Perlman verbindet eine nahezu lebenslange Künstlerfreundschaft. Im Frühjahr 1992 gaben sie gemeinsam mit den Berliner Philharmonikern vier Konzerte im Schauspielhaus am Gendarmenmarkt – damals Ausweichquartier des Orchesters, da die Philharmonie Berlin umfassend saniert werden musste. Nachdem Perlman an den ersten beiden Abenden in Beethovens Violinkonzert geglänzt hatte, widmete er sich im zweiten Programm dem – trotz der beiden Werken gemeinsamen Tonart D-Dur – ganz anders gearteten Brahms-Konzert. Zuvor war nach einer Rossini-Ouvertüre auch eine Uraufführung zu hören gewesen: die Fünfte Symphonie von Josef Tal, ein Auftragswerk der Berliner Philharmoniker.
In einer Vorbemerkung zu diesem Werk hatte der damals 81-jährige Tal geschrieben: »Äußerliche Brillanz musikalischer Effekte reicht nicht aus, sie ist nicht imstande, irgendwelche Gefühle zu unterstützen oder zu steigern.« Dieses Motto könnte sich auch im Stammbuch von Itzhak Perlman finden, der sein phänomenales Können nie zum Selbstzweck werden lässt, sondern immer in den Dienst der Musik stellt. Und so ließ er sich in Brahms’ Violinkonzert »auf die nur ihm eigene Weise hören: Akribie und Muszierlust mit der Schönheit seiner Tongebung immerfort überglänzend«, wie Klaus Geitel in der Berliner Morgenpost meinte. Und im Volksblatt hieß es: »Perlman ließ die Geige jubeln, sich leidenschaftlich verströmen, mild schimmern, ungarisch tanzen. Dafür jubelte man ihm zu.«
Dabei hatte es das symphonisch durchgearbeitete Brahms-Konzert anfangs nicht leicht bei den Interpreten. Der Meistergeiger Pablo de Sarasate weigerte sich schlicht, es zu spielen; angeblich wollte er nicht mit der Geige in der Hand zuhören, wie die Oboe im Adagio »die einzige Melodie des ganzen Stückes« spiele. Andere berühmte Geiger, angefangen bei dem Brahms-Freund Joseph Joachim, ließen sich jedoch nicht vom ersten Augenschein beirren und erkannten die Möglichkeiten, die auch dieses Werk einem fähigen Solisten zur Selbstdarstellung bietet. Heute gilt es neben Bachs Solopartiten und dem Beethoven-Konzert als einer der klassischen Prüfsteine für das Können jedes großen Geigers.
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