Daniel Barenboim dirigiert das Europakonzert 1997 in Versailles
Das Schloss von Versailles verkörpert sinnbildlich die Pracht des Barocks. 1997 war es Schauplatz des Europakonzerts der Berliner Philharmoniker, in dem Dirigent und Pianist Daniel Barenboim Beethovens Eroica und Mozarts Klavierkonzert Nr. 13 präsentierte. Als Reverenz an den Aufführungsort erklang zudem Ravels Le Tombeau de Couperin – eine charmante Huldigung an François Couperin, der einst als Hofkomponist in Versailles wirkte.
Im prachtvollen Ambiente der Opéra Royal im Schloss von Versailles eröffnete Daniel Barenboim – gewissermaßen als Verbeugung vor diesem Meisterwerk der Barockarchitektur – das Programm mit Maurice Ravels Le Tombeau de Couperin. Die Gattung des Tombeau (Grabmal) ist ein Sonderfall des französischen Barock: Sie zollt einem berühmten Musiker Tribut und verarbeitet in der Regel Originalmusik des Geehrten. Ähnlich verfuhr auch Ravel in seinem Le Tombeau de Couperin und zitierte Tanzsätze aus den Concerts royaux von François Couperin (1668–1733), auch wenn er seine Suite eher »als Hommage an die gesamte französische Musik des 18. Jahrhunderts« verstanden wissen wollte – die bei ihm allerdings eindeutig das Klanggewand des 20. Jahrhunderts trägt.
Anders als Couperin, der über 20 Jahre im Dienst des »Sonnenkönigs« Ludwig XIV. stand, litt Wolfgang Amadeus Mozart unter der geistigen Enge am Salzburger Hof und ließ sich nach seiner spektakulären Demission 1781 als freier Musiker in Wien nieder: »Hier ist doch gewiß das Klavierland!« 1783 präsentierte er dem Wiener Publikum insgesamt drei neu komponierte Klavierkonzerte, darunter auch das in C-Dur KV 415. An seinen Vater schrieb er, sie seien »eben das Mittelding zwischen zu schwer, und zu leicht – sind sehr Brillant – angenehm in die ohren – Natürlich, ohne in das leere zu fallen – hie und da – können auch kenner allein satisfaction erhalten – doch so – daß die nichtkenner damit zufrieden seyn müssen, ohne zu wissen warum.«
Ludwig van Beethovens Dritte Symphonie klang dem Publikum bei ihrer Uraufführung hingegen gar nicht »angenehm in die ohren«; man bemängelte, sie habe allzu viel »des Grellen und Bizarren« und ein Kritiker nannte sie gar »sittenverderbend«. Heute gilt sie als unbestrittenes Meisterwerk aus einer Phase von Beethovens Lebens, in der er nach eigenem Bekunden zu »einer wirklich gantz neuen Manier« in seinem Schaffen fand.
© 1997 EuroArts Music International
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