Kirill Petrenko dirigiert Mahlers Sechste Symphonie
Zum ersten Mal präsentiert sich Kirill Petrenko mit den Berliner Philharmonikern als Mahler-Interpret. Zu hören ist mit der Sechsten Symphonie eines der verstörendsten Werke des Komponisten: Aufruhr und Idylle, Triumph und Katastrophe, Natur, Leben und Tod – all das fließt hier zusammen. Dabei vermittelt sich ein Weltenpanorama ebenso wie ein intimer Einblick in Mahlers Innenwelt. Denn wie seine Witwe Alma erklärte: »Kein Werk ist ihm so unmittelbar aus dem Herzen geflossen wie dieses.«
In seiner ersten Saison als Chefdirigent der Berliner Philharmoniker zeigt sich Kirill Petrenko von ganz unterschiedlichen musikalischen Seiten. In diesen Konzerten ist er mit seinem neuen Orchester erstmals als Mahler-Interpret zu erleben: auf dem Programm steht die Sechste Symphonie. Der Mahler-Zyklus, den er seit 2008 mit dem Symphonieorchester Vorarlberg in Bregenz realisiert, gab Petrenko die Gelegenheit, sich intensiv mit dem Œuvre des Komponisten auseinanderzusetzen und sich eine eigene Lesart zu erarbeiten.
Die Sechste Symphonie ist eines der verstörendsten Stücke Mahlers: Aufruhr und Idylle, Triumph und Katastrophe, Marsch und Choral, Zuversicht und Resignation, Natur, Leben und Tod – all das vereint Mahler zu einem gewaltigen musikalischen Kosmos. »Wie kann ein Mensch von Ihrer Güte so viel Grausamkeit und Unbarmherzigkeit ausdrücken«, soll ein Freund den Komponisten gefragt haben. Mahler – so wird berichtet – habe daraufhin geantwortet: »Es sind die Grausamkeiten, die mir angetan worden sind, die Schmerzen, die ich zu dulden hatte!« Vom Anfang des ersten Satzes mit seinem unerbittlich stampfenden Marschthema bis hin zum grandiosen Finale, in dem Mahler mit zwei gewaltigen Hammerschlägen das gnadenlose Zuschlagen des Schicksals symbolisiert, beschwört der Komponist eine düstere, pessimistische, ja apokalyptische Grundstimmung, die nur vorübergehend durch lichte, hoffungsvolle Momente im Andante moderato und den tänzerischen Duktus des Scherzos unterbrochen wird. Die Sechste Symphonie gilt als prophetisches Werk Mahlers, als Vorwegnahme persönlicher und gesellschaftlicher Katastrophen. »Kein Werk ist ihm so unmittelbar aus dem Herzen geflossen wie dieses«, schreibt Alma Mahler, die Witwe des Komponisten, in ihren Erinnerungen. »Wir weinten damals beide. So tief fühlten wir diese Musik und was sie vorahnend verriet.«
Im Vergleich zu der vorausgegangen Fünften Symphonie erweiterte Mahler das Instrumentarium erheblich. So sind die Holz- und Blechbläsergruppen sehr viel stärker besetzt, außerdem vergrößerte er den Schlagzeugapparat. Neben dem bereits erwähnten Hammer kommen Herdenglocken, tiefe Glocken, Xylofone und Rute zum Einsatz. Dabei ging es dem Komponisten nach eigener Aussage nicht um bloße Effekthascherei. Vielmehr betonte er, dass er vor allem mit dem Schlaginstrumentarium neue Klangmischungen kreieren wollte.
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