Konzert mit Kirill Petrenko und Daniil Trifonov
In diesem Konzert präsentiert sich Daniil Trifonov bei den Berliner Philharmonikern erstmals als Beethoven-Interpret – mit dem Dritten Klavierkonzert, dessen Reiz im Wechsel von heroischer Geste und träumerischer Versonnenheit liegt. Gleichzeitig ist es eine musikalische Verbeugung vor Mozart, den Beethoven sehr bewunderte. Von Mozart inspiriert ist auch die Erste Symphonie, die Mendelssohn im Alter von 15 Jahren schrieb. Ein Jugendwerk und doch auf den Stil des reifen Komponisten vorausweisend. »Das klingt so wunderbar kernig und licht, dass die plötzlichen Einblicke in eine andere, verborgene Welt tatsächlich überraschen« (Der Tagesspiegel).
Als Ludwig van Beethoven sein Drittes Klavierkonzert uraufführte, brachte er seinen Umblätterer gehörig ins Schwitzen: Der sah »fast lauter leere Blätter; höchstens auf einer oder der anderen Seite ein paar mir rein unverständliche egyptische Hieroglyphen hingekrizelt; denn er spielte beynahe die ganze Prinzipalstimme blos aus dem Gedächtniß«. Der komponierende Virtuose Beethoven hatte seinen Part im Kopf – und sicher improvisierte er hier und da, um die Wirkung beim Publikum zu testen.
Das c-Moll-Klavierkonzert, wie es später verlegt wurde, ist eine Verbeugung vor Mozarts Gattungsbeitrag in derselben Tonart – und ein sehr persönliches Werk. Beethoven erlebte während der Jahre, in denen das Konzert entstand, eine zunächst glückliche, wegen des höheren Standes der Angebeteten aber hoffnungslose Liebesbeziehung; er litt unter Depressionen, die er in seinem Heiligenstädter Testament schilderte, und er begann sein Gehör zu verlieren. Er ließ sich trotz allem nicht unterkriegen: »Ich will dem Schicksal in den Rachen greifen, ganz niederbeugen soll es mich gewiss nicht.« Sein Klavierkonzert scheint dieses Credo zu spiegeln: Nach mancherlei musikalischem Ringen überwiegt am Ende das hoffnungsvolle C-Dur.
Auch Felix Mendelssohn Bartholdy beschreitet in seiner Ersten Symphonie einen Weg von c-Moll nach C-Dur. Natürlich kannte er die berühmten Beispiele von Mozart und Beethoven. Doch obgleich der junge Komponist sich von den Kollegen inspirieren ließ und sich sogar ein Motiv aus Mozarts g-Moll-Symphonie Nr. 40 belauschte, ging es ihm hier doch ganz eindeutig darum, seinen eigenen Ton zu finden – einen Ausdruck für die Empfindungswelt seiner Epoche. Und das war nicht mehr das revolutionäre Pathos der Beethoven-Ära. Mendelssohns Zeit richtete den Blick ins Innere, begeisterte sich für das Übersinnliche und fand in unheimlichen Naturerscheinungen Abgründe des menschlichen Wesens wieder. So etwas klingt an im zauberhaften zweiten Thema des Finales: erst nur gezupfte Streicher, dann eine Klarinettenmelodie – wie aus einer anderen Welt.
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