Daniel Barenboim dirigiert Verdis Requiem

Hans von Bülow, erster Chefdirigent der Berliner Philharmoniker, war tief ergriffen: »Selbst in einer ziemlich dürftigen Wiedergabe«, schrieb er Giuseppe Verdi, habe ihn dessen Requiem »bis zu Tränen bewegt«. Tatsächlich hat das Werk eine emotionale Unmittelbarkeit, die für liturgische Musik ungewöhnlich ist – etwa im Dies Irae, das sich als erschütternder Weltuntergang präsentiert. Geleitet wird die Aufführung von Daniel Barenboim, Ehrendirigent des Orchesters.

Im Jahr der Uraufführung von Giuseppe Verdis Requiem verfasste Hans von Bülow, damals glühender Verehrer der Musik Richard Wagners, eine vernichtende Kritik zu dem Werk. Knapp zwei Jahrzehnte später jedoch erkannte er sein Fehlurteil. Der spätere Chefdirigent der Berliner Philharmoniker schrieb Verdi einen Brief, den er als »Beichte eines reumütigen Sünders« deklarierte. Der italienische Komponist antwortete großmütig und nahm die Entschuldigung an. Und die Episode hatte ein würdevolles Nachspiel: In Gedenkkonzerten spielten die Berliner Philharmoniker das Requiem sowohl im März 1894 nach Bülows Tod, als auch sieben Jahre später, nachdem Verdi selbst gestorben war.

Bülows Vorwurf, Verdis Requiem sei eine »Oper im Kirchengewande«, ist schon deshalb irreführend, weil auch die großen Bühnenwerke des Komponisten Empathie für die Leiden der Menschen und ihr Bedürfnis nach Frieden – und damit zentrale Inhalte des Messe-Textes – zum Ausdruck bringen. Auf der Höhe seines Reifestils setzte Verdi im Requiem sowohl auf scharfe Kontraste als auch auf packende Steigerungen und entwarf eine klare Dramaturgie: So kehrt die instrumentale Eingangspassage gegen Ende des Werks in ergreifender Weise zurück, wenn ein Sopran-Solo über dem A-cappella-Gesang des Chors schwebt. An Stellen wie diesen bringt Verdis Requiem – obgleich der Komponist keineswegs im strengen Sinne religiös war – den Abglanz einer geradezu überirdischen Schönheit hervor.

Das Requiem, das zu den Lieblingsstücken der Chefdirigenten Herbert von Karajan und Claudio Abbado gehörte, spielen die Berliner Philharmoniker hier zum ersten Mal unter der Leitung ihres Ehrendirigenten Daniel Barenboim.

Berliner Philharmoniker
Daniel Barenboim
Susanne Bernhard
Marina Prudenskaja
Michael Spyres
Tareq Nazmi
Rundfunkchor Berlin

© 2022 Berlin Phil Media GmbH

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Künstler*innen

Daniel Barenboim Dirigent, Klavier
Giuseppe Verdi Komponist
Michael Spyres Tenor
Rundfunkchor Berlin

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