Kirill Petrenko dirigiert Schostakowitschs Achte Symphonie
Im Anschluss an die Ende Oktober aufgeführte Neunte Symphonie widmen sich die Berliner Philharmoniker mit Chefdirigent Kirill Petrenko nun Schostakowitschs Achter, die ohne Saalpublikum aus der Philharmonie Berlin übertragen wird. Die aufwühlende Musik, die mitten im Zweiten Weltkrieg entstand, ist von Trauer und Verzweiflung ebenso geprägt wie von Schönheit und Hoffnung. Spontan für die Digital Concert Hall organisiert, richtet sich die Aufführung an Klassikbegeisterte aus aller Welt, um die Zeit der geschlossenen Konzertsäle zu überbrücken.
Als »Zeichen des Protestes gegen das Böse und die Gewalt« bezeichnete Krzysztof Meyer Dmitri Schostakowitschs mitten im Zweiten Weltkrieg komponierte Achte Symphonie. 1944 erklang das Werk auch im westlichen Ausland – am 2. April wurde es von Artur Rodziński in New York dirigiert und am 13. Juli von Sir Henry Wood in London. Der bekannte französische Musikkritiker Antoine Goléa meinte daraufhin, dass »die Achte dem gewaltigen Ringen um Stalingrad« gewidmet sei, was dem Werk in Analogie zur »Leningrader« Symphonie den inoffiziellen Titel »Stalingrader« einbrachte.
Dabei ging es Schostakowitsch erklärtermaßen um eine allgemeine Reflexion der Kriegsgräuel: »Ich wollte in künstlerisch-bildhafter Form ein Bild vom Seelenleben eines Menschen schaffen, den der gigantische Hammer des Krieges betäubt hat. Dieser Mensch geht durch qualvolle Prüfungen und Katastrophen bis zum Sieg. Sein Weg ist nicht mit Rosen besät, und ihn begleiten keine fröhlichen Trommler.« Dementsprechend schrieb der britische Kritiker Andrew Porter in der Financial Times, dass man Schostakowitschs Werk als »furchtbare Darstellung« des Kriegs »neben Goya und Guernica« stellen müsse. Das Werk geriet in der Sowjetunion umgehend in Misskredit, da von offizieller Seite das Fehlen des obligatorischen triumphalen Finales beanstandet wurde.
Kirill Petrenko und die Berliner Philharmoniker widmen sich hier Schostakowitschs erschütternder Kriegssymphonie: einem Werk, das ohne Schlusssteigerung auskommt. Was bleibt, ist nur die verhaltene Hoffnung auf Frieden.
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