Kirill Petrenko dirigiert Schulhoff, Sinigaglia und Zemlinsky
Im Rahmen des Saisonschwerpunkts »Lost Generation« widmet Kirill Petrenko dieses Konzert drei jüdischen Komponisten, die während der NS-Zeit verfolgt wurden. Erwin Schulhoffs Zweite Symphonie besticht durch ihr Spiel mit Stilen wie dem Jazz. Von Leone Sinigaglia erklingen zwei Stücke voller italienischem Temperament mit Konzertmeister Noah Bendix-Balgley. Schlusspunkt ist Alexander Zemlinskys Lyrische Symphonie mit Lise Davidsen und Christian Gerhaher.
Erwin Schulhoffs Zweite Symphonie entstand in den frühen 1930er Jahren, als sich der Komponist vom Avantgarde-Stil seiner Jugend abwendete, um eine »unerbittliche« und »kompromisslose« Musik zu schreiben. Davon ist allerdings – anders als in der wenig später komponierten Vertonung des Kommunistischen Manifests – in der eher neoklassizistisch anmutenden Symphonie noch wenig zu hören. Der vom Jazz inspirierte Scherzo-Satz, in dem gestopfte Trompete, Banjo und Saxophon zum Einsatz kommen, erinnert an die raffinierte Lässigkeit Kurt Weills.
Der aus Turin stammende Leone Sinigaglia war einerseits stark von der deutsch-österreichischen Tradition beeinflusst, hielt aber andererseits seiner norditalienischen Heimat die Treue, wie die hier vom Ersten philharmonischen Konzertmeister Noah Bendix-Balgley aufgeführte Rapsodia piemontese für Violine und Orchester zeigt.
Stilistisch stand Alexander Zemlinsky zwischen Gustav Mahler und Arnold Schönberg, mit denen er persönlich und künstlerisch eng verbunden war. Die atmosphärisch dichte und eindrucksvoll instrumentierte Lyrische Symphonie für zwei Solostimmen und Orchester gilt als Meisterwerk des Komponisten. Die Vokalvertonungen basieren auf Texten des indischen Nobelpreisträgers Rabindranath Tagore und werden hier von der Sopranistin Lise Davidsen und dem Bariton Christian Gerhaher vorgetragen.
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