Tanzprojekt: Die Launen der Natur
Jean-Philippe Rameaus Musik besticht durch barocke Grazie und ist zugleich von aufregender Expressivität und Vielfalt. Neben Sarabanden, Märschen und Chaconnes gibt es da Gewitter, Sturmbilder und Kriegslärm: genau das Richtige für ein Schülerballett, wie es die Berliner Philharmoniker über Jahre in ihrem Education-Programm realisiert haben. Am Dirigentenpult dieser Aufführung steht Emanuelle Haïm – Expertin für Alte Musik.
Zum ersten Mal stand die Musik eines Barock-Meisters auf dem Programm, als im Juni 2011 über 100 Schüler*innen zum alljährlichen Tanz-Projekt des Education-Programms der Berliner Philharmoniker zusammenkamen. Zu erleben war eine neu zusammengestellte Suite nach Bühnenwerken von Jean-Philippe Rameau. Die Choreographie stammte von Vivienne Newport, lange Jahre Tänzerin und enge Mitarbeiterin von Pina Bausch.
Die Bilder, die Rameaus Musik heraufbeschwört, verschmolzen hier mit Improvisationen in einem unablässigen Bewegungsfluss der Tänzer*innen. Deren Dynamik und Begeisterung, die geballte Kraft ihrer Auftritte, mal rennend, mal mit höfisch-ironischer Gemessenheit einherschreitend, ist so vielgestaltig wie die Musik.
Und so wie die Musik die Stimmung wechselt zwischen Wildheit, weher Melancholie und Zärtlichkeit, so spiegelt auch die Bewegungssprache die ganze Skala von »himmelhoch jauchzend, zu Tode betrübt«, die nicht wenigen Jugendlichen vertraut sein dürfte. Auf jeden Fall ist in jedem Moment zu spüren, dass die jungen Tänzer*innen ganz in ihrer Aufgabe aufgehen – und wie schon viele vor ihnen bei diesen Tanzprojekten erleben, welch unmittelbare, bereichernde Erfahrung die Auseinandersetzung mit klassischer Musik sein kann.
© 2011 Stiftung Berliner Philharmoniker