Karajan dirigiert das Silvesterkonzert 1978

Herbert von Karajan hat sich als Ehrfurcht gebietender Maestro der großen klassischen Werke eingeprägt. Dass er sich auch mit Leidenschaft und Präzision für populäre Highlights einsetzen konnte, zeigt dieses fröhlich-virtuose Silvesterkonzert, unter anderem mit Auszügen aus Georges Bizets L’Arlésienne-Suiten, Franz Liszts Ungarischer Rhapsodie Nr. 2 sowie Musik von Giuseppe Verdi, Hector Berlioz, Pietro Mascagni und Franz von Suppè.

In früheren Zeiten, als viele populäre Werke noch zum Mainstream der Klassik gehörten, waren berühmte Dirigenten gerne bereit, ihre Kunst auch in den Dienst dieses Repertoires zu stellen und nicht nur die großen Meisterwerke zu dirigieren. Dabei ist die »leichte Muse« keineswegs einfach zu interpretieren, wie Herbert von Karajan einmal bemerkte: »Ich dirigiere oft leichte Musik, und vielen Orchestern fällt es sehr schwer, sie angemessen umzusetzen.« Die Berliner Philharmoniker wussten, mit welcher Leidenschaft Karajan die Schlüsselwerke des Orchesterrepertoires dirigierte. Doch selbst für sie war es eine Überraschung, welche Sorgfalt und Liebe er auf populäre Ouvertüren, Opernintermezzi und andere orchestrale Delikatessen verwandte – auf die musikalischen »Lollipops«, wie Sir Thomas Beecham sie gerne nannte. Nach den Aufnahmen für eine Platte mit Opernintermezzi berichtete einer von Karajans Musikern: »Ich glaube, er hätte nicht gemerkt, wenn eine Bombe neben ihm hochgegangen wäre, so versunken war er in die Musik.«

Im Falle des Intermezzos aus Mascagnis L’amico Fritz hatte Karajan den Komponisten 1943 in Mailand bei den Proben zur Wiederaufnahme seiner Oper persönlich erlebt. Obwohl krank, humpelte Mascagni dennoch auf das Podium, um das Zwischenspiel selbst zu dirigieren. Karajan erinnerte sich: »Er hob den Taktstock, und plötzlich gab es eine Klangexplosion, die niemand hätte ahnen können. Ich werde es nie vergessen. Es war unglaublich.« Im Winter 1975/76 hatte Karajan selbst eine lebensgefährliche Erkrankung des Rückgrats überstanden. Sein Bewegungsspielraum war seitdem eingeschränkt, und immer wieder litt er unter starken Schmerzen. Und doch schonte er sich nie, wenn es um Musik ging, die ihm am Herzen lag.

Herbert von Karajan

© 1978 Unitel

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Künstler*innen

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