Silvesterkonzert 2018 mit Daniel Barenboim
Dirigent dieses Silvesterkonzerts ist mit Daniel Barenboim einer der ältesten Freunde der Berliner Philharmoniker. Als Solist ist er zudem in Mozarts Klavierkonzert Nr. 26 zu erleben – einem Werk von perlender Schönheit und nuancenreichem Ausdruck. Ferner gibt es vier berühmte Werke von Maurice Ravel, in denen Eleganz und Originalität eine beeindruckende Synthese eingehen. Den Schluss markiert der Boléro, das vielleicht beeindruckendste Crescendo der Musikgeschichte.
Als Daniel Barenboim am 12. Juni 1964 zum ersten Mal als Solist in Béla Bartóks Erstem Klavierkonzert bei den Berliner Philharmonikern gastierte, war er erst 21 Jahre alt und stand am Anfang seiner steilen Karriere. Seit diesem fulminanten Debüt verbinden den Generalmusikdirektor der Staatsoper Unter den Linden und die Berliner Philharmoniker eine langjährige künstlerische Partnerschaft, wobei er seit seinem Dirigenteneinstand im Juni 1969 mit Werken von Haydn, Beethoven und Schumann auch regelmäßig am Pult des Orchesters zu erleben ist. Für die diesjährigen Silvesterkonzerte hat Daniel Barenboim Musik von Maurice Ravel und Wolfgang Amadeus Mozart ausgewählt – von letzterem dessen feierliches Klavierkonzert D-Dur KV 537, bei dem der Maestro selbst am Flügel Platz nehmen wird. Eine hintersinnige Kombination, da es Ravel, wie er in den 1956 postum in der Revue de Musicologie veröffentlichten Lettres bekannte, hinsichtlich seines Musikverständnisses ganz mit Mozart hielt: »Er [Mozart] beschränkte sich auf die Feststellung, dass es nichts gebe, was die Musik nicht versuchen, wagen oder darstellen könne, vorausgesetzt, sie höre nicht auf zu bezaubern und bleibe stets Musik.«
Dass Ravel »bezaubern« wollte, merkt man seinen Kompositionen deutlich an – etwa seinem »iberischen« Orchesterstück Alborada del gracioso, das nach dem tölpelhaften Spaßmacher der spanischen Komödie des 17. Jahrhunderts benannt ist. Sein morgendliches Ständchen wird von raffiniert imitierten Gitarren- bzw. von stimmungsvollen Tamburin- und Kastagnettenklängen begleitet. Ein anderes Spanien-Bild entwirft die Orchestermeditation Pavane pour une infante défunte, in der Ravel den zeremoniellen höfischen Schreittanz mit der Vorstellung einer schönen Prinzessin verband, die gestorben ist: Vor dem inneren Auge des Hörers beschwört die Musik in ungeahnter Plastizität die Welt des kastilisch-habsburgischen Hofzeremoniells sowie das faszinierende Ambiente des Escorial-Palastes Philipps II. herauf. Mit der Rapsodie espagnole schuf Ravel ein brillantes Orchestertriptychon, dessen erste beiden Sätze Malagueña und Habanera nach spanischen Tänzen benannt sind. Die abschließende Feria verweist demgegenüber auf Jahrmärkte im südfranzösisch-nordspanischen Grenzgebiet, die mit entsprechend ausgelassener Musik in Verbindung stehen. Natürlich darf an einem solchen Abend auch Ravels atemberaubender Boléro nicht fehlen, dessen narkotisierender musikalischer Sog vom nahezu unhörbaren Grundtakt der kleinen Trommel zu Beginn bis zur gigantischen Apotheose aller Orchesterinstrumente am Ende führt.
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