Ein tschechischer Abend mit Magdalena Kožená und Tomáš Netopil
Ein prominentes Werk und eine Entdeckung bestimmen dieses Konzert mit tschechischer Musik. Tomáš Netopil dirigiert zum einen Antonín Dvořáks Siebte Symphonie, deren vielfach spröder, düsterer Ausdruck einen authentischen Blick in das Seelenleben des Komponisten erlaubt. Zum anderen erklingen drei Fragmente aus der surreal-zauberischen Oper Juliette von Bohuslav Martinů mit der Mezzosopranistin Magdalena Kožená in der Titelpartie.
Ein tschechischer Abend in der Berliner Philharmonie – mit einer wehmütigen Eintrübung. Eigentlich hätte nämlich Sir Charles Mackerras dieses Konzert vom Oktober 2010 leiten sollen, doch der große Dirigent starb am 14. Juli desselben Jahres. An seiner Stelle stand erstmals Tomáš Netopil am Pult der Berliner Philharmonie – ein aufstrebender Dirigent der jungen Generation, der bereits auf Debüts bei den Salzburger Festspielen und bei der Staatskapelle Dresden zurückblicken konnte.
Solistin des Abends war die tschechische Mezzosopranistin Magdalena Kožená. In drei symphonischen Fragmenten aus Bohuslav Martinůs Oper Juliette, entstanden 1939, verkörpert sie die Titelpartie. Das surreal-zauberische Bühnenwerk war lange Zeit kaum je zu hören, erlebte dann jedoch verschiedene Revivals. Eine Aufführung der Fragmente aus Prag, ebenfalls mit Magdalena Kožená als Juliette, wurde als »Welt-Ersteinspielung des Jahres« mit dem Echo Klassik ausgezeichnet.
Dieses Konzert belegt nicht zuletzt die Spannbreite tschechischer Musik. Zunächst erleben wir in Martinůs Fragmenten eine bezwingende Mischung aus französischem Impressionismus und modernistischer Kantigkeit. Anschließend tauchen wir mit Antonín Dvořáks Siebter Symphonie in eine Welt slawischer Klänge ein, die allerdings keineswegs gemütliche Nostalgie verbreitet. Im Gegenteil: Durch ihren vielfach düsteren, spröden Ausdruck erlaubt die Symphonie wie kaum ein anderes Werk Dvořáks einen authentischen Blick in das Seelenleben des Komponisten.
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