Gustavo Dudamel dirigiert Beethoven, Schubert und Strawinsky
Weltweit wird Gustavo Dudamel als temperamentvoller Dirigent heißblütiger Musik gefeiert. Und auch in diesem Konzert erweist er sich als idealer Interpret der feurig-vitalen Suiten Nr. 1 und 2 von Igor Strawinsky. Dass er indessen auch die feinen Schattierungen der Musik der Wiener Klassik und Frühklassik beherrscht, zeigt seine klug ausbalancierte Darbietung der Vierten Symphonien von Ludwig van Beethoven und Franz Schubert.
Gustavo Dudamel hat zwei völlig gegensätzliche Vorbilder: »Herbert von Karajan wegen seiner Disziplin. Und Leonard Bernstein, er war ein Mann des Risikos und voller Emotion.« Für Exaktheit und Gefühlsausdruck ist der charismatische Venezolaner inzwischen weltweit bekannt – ein Vollblutmusiker, der von seinen Mentoren Claudio Abbado, Daniel Barenboim und Simon Rattle in höchsten Tönen gelobt wird – »der begabteste und faszinierendste Dirigent, den ich kenne«, so Sir Simon.
Bei diesem Gastspiel bei den Berliner Philharmonikern hat Gustavo Dudamel neben Igor Strawinskys Suiten Nr. 1 und Nr. 2 mit »Valse«, »Polka« und »Galop« auch zwei Symphonien im Gepäck: Die Vierte c-Moll D 417 von Franz Schubert, in der sich der Komponist mit dem Rückgriff auf haydnsche Modelle bewusst von Beethovens Symphonik abgrenzen wollte, wobei der langsame Mittelsatz in liedhafter Kantabilität einen nicht enden wollenden Melodiefluss ausbreitet und somit einem typischen Moment schubertschen Komponierens verpflichtet ist.
Den Abschluss des Konzerts bildet Beethovens Vierte Symphonie B-Dur op. 60, die in den Worten Robert Schumanns wie eine »griechisch schlanke Maid zwischen zwei Nordlandriesen« erscheint (den Symphonien Drei und Fünf), wobei »griechisch« wohl in erster Linie für »klassisch«, also »der bekannten Form gemäß« stehen dürfte, was durchaus zutrifft. Auch das Attribut »schlank« beschreibt diese Musik in adäquater Weise. Denn das Werk ist mit weniger Stimmen als alle anderen Beethoven-Symphonien besetzt und verwendet die Holzblasinstrumente in geradezu kammermusikalisch-intimer Weise.
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