Bernard Haitink dirigiert Schubert und Schostakowitsch
Dmitri Schostakowitschs letzte Symphonie ist ein Meisterwerk der Doppelbödigkeit. Durch Zitate aus eigenen Kompositionen wie aus Werken von Wagner und Rossini verbindet sich hier eine autobiografische Bilanz mit einem Gang durch die Musikgeschichte. Bernard Haitink dirigierte das Werk hier nach den Worten der Presse mit »unübertrefflicher Präzision«. Ebenfalls auf dem Programm: Schuberts Fünfte Symphonie.
Aufbruch und Schlusspunkt – so könnte das Motto dieses Konzerts mit Bernard Haitink lauten. Denn die im Herbst 1816 entstandene B-Dur-Symphonie des 19-jährigen Schuberts gehört zu jenen Jugendsymphonien, in denen der Komponist dem überlieferten Formmodell Haydns und Mozarts folgt. Die tändelnde Leichtigkeit der Themen, das muntere Dialogisieren der instrumentalen Gruppen und der transparente Orchestersatz besitzen unüberhörbar Mozartschen Charakter. Doch die oftmals überraschenden harmonischen Rückungen lassen bereits Schuberts romantische Klangästhetik erkennen.
Licht und heiter wirkt auch Schostakowitschs Symphonie Nr. 15, die letzte, die der russische Komponist geschrieben hat. Doch die Heiterkeit ist nur vordergründig. Schostakowitsch arbeitet mit ironischen Brechungen und Mehrdeutigkeiten, verwendet eigene und fremde Zitate, beispielsweise aus Rossinis Wilhelm Tell-Ouvertüre oder Wagners Walküre, benutzt Zwölftonreihen, die nicht als solche gehört werden, und schafft somit ein musikalisches Vexierbild, ein subtiles Geflecht an tiefsinnigen symbolischen Beziehungen. Mit dieser Symphonie – so heißt es – habe Schostakowitsch seine musikalische Autobiografie hinterlassen.
Die Berliner Philharmoniker widmeten dieses Konzert dem am 31. Juli 2014 verstorbenen Lorin Maazel, der den Abend ursprünglich dirigieren sollte.
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