»Late Night«-Konzert mit Simon Rattle und Stefan Dohr
Ironisch, witzig und überraschend präsentiert sich das Programm dieses Late Night-Konzerts mit Simon Rattle. So ist in Darius Milhauds La Création du Monde die Erschaffung der Welt eine ausgesprochen jazzige Angelegenheit, Igor Strawinsky hantiert in seinem Kammerkonzert Dumbarton Oaks fröhlich mit barocken Vorbildern, und in Richard Ayres’ NONcerto für Horn kündigt schon der Titel das humorige Spielen mit den Hörerwartungen des Publikums an.
»Am Anfang schuf Gott Himmel und Erde«, heißt es zu Beginn des alttestamentarischen Buchs Genesis. Doch nicht die Bibel stand Pate für Darius Milhauds 1923 in den Dekorationen von Fernand Léger am Pariser Théâtre des Champs-Élysées uraufgeführte Ballettmusik La Création du monde, sondern afrikanische Schöpfungsmythen. Unwiderstehlich jazzig geht es in dieser musikalischen Schöpfung des 1892 in Aix-en-Provence geborenen, 1974 in Genf verstorbenen französischen Komponisten zu – und das nicht ohne Grund: Wurde der Jazz, von dem sich Milhaud Zeit seines Lebens angezogen fühlte und kompositorisch inspirieren ließ, doch von Musikern erfunden, deren Vorfahren einst als Sklaven von Afrika in alle Welt verschleppt worden waren.
15 Jahre nach Milhauds Ballettmusik schrieb Igor Strawinsky sein Concerto in Es Dumbarton Oaks, das der Komponist als musikalische Hommage an die Brandenburgischen Konzerte von Johann Sebastian Bach verstanden wissen wollte. Den Anlass zu dieser gewitzten, mit musikalischen Traditionen und eingefahrenen Hörgewohnheiten spielenden Komposition bildete seinerzeit der 30. Hochzeitstag eines US-amerikanischen Diplomaten und Kunstmäzens.
Als musikalisches und gesellschaftliches Phänomen wird die Gattung des (Solo-)Konzerts von Richard Ayres seit zwei Jahrzehnten mit kompositorischem Witz und handwerklichem Können gründlich hinterfragt. Seine »(NONcertos)« bezeichneten Werke für Solo-Instrument(e) und Orchester laden Hörer wie Interpreten zu musikalischen Entdeckungsreisen der besonderen Art ein.
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