Simon Rattle dirigiert »Le Sacre du printemps«
»Simon Rattle and friends«: So könnte man dieses Konzert vom Juni 2017 überschreiben. Sowohl der Komponist Thomas Adès, dessen Powder Her Face-Suite wir hier hören, als auch Imogen Cooper, Solistin in Mozarts Klavierkonzert Nr. 25, sind langjährige Wegbegleiter. Gleiches kann man über Strawinskys Le Sacre du printemps sagen, das Rattle immer wieder in Berlin dirigiert hat, unter anderem 2003 im ersten Tanzprojekt des philharmonischen Education-Programms.
Auch wenn es auf den ersten Blick nicht gleich auffällt – dieses Programm ist »very british«. Das liegt an der Trias Sir Simon Rattle, Thomas Adès und Imogen Cooper, allesamt gebürtige Engländer. Aber nicht nur das. Die drei verbindet eine langjährige künstlerische und freundschaftliche Zusammenarbeit. Wie sehr Simon Rattle die Musik des Komponisten Thomas Adès schätzt, bewies er bei seinem Antrittskonzert als Chef der Berliner Philharmoniker im September 2002, bei dem er neben Gustav Mahlers Fünfter Symphonie Thomas Adès’ Asyla auf das Programm setzte, ein Werk, das der Dirigent 1997 beim City of Birmingham Symphony Orchestra uraufgeführt hat. Es folgte 2007 die Premiere des Ochesterstücks Tevót, das der Komponist im Auftrag der Stiftung Berliner Philharmoniker schrieb. Nun gibt es eine weitere Uraufführung: die um zwei Tänze erweiterte Fassung der Suite aus der Erfolgsoper Powder Her Face (1995), die das skandalöse Liebesleben und den sozialen Abstieg der Herzogin von Argyll, einer Dame der englischen Gesellschaft, thematisiert. Adès treibt in den Tanzsätzen dieser Oper ein ironisierendes, persiflierendes Spiel mit der populären Musik der 1930er- bis 1960er-Jahre, der gesellschaftlichen Glanzzeit der Herzogin.
Unmittelbar nach Powder Her Face komponierte Adès ein Klavierstück, das Imogen Cooper bei ihm in Auftrag gegeben hatte. Die Pianistin gehöre – so Simon Rattle einmal in einem Interview – »zu einer Handvoll wirklicher alter Freunde, die immer in den wichtigsten Augenblicken meines Lebens auftauchen«. Cooper, eine Schülerin von Alfred Brendel, Paul Badura-Skoda und Jörg Demus, gilt als ausgezeichnete Mozart-Interpretin. 1991 gastierte sie zusammen mit Rattle bei den Berliner Philharmonikern und spielte den Solopart in Mozarts Klavierkonzert B-Dur KV 595, fünf Jahre später wirkte sie noch bei einem Kammermusikkonzert mit, bei dem das Klavierquintett Voices of Angels des damaligen philharmonischen Bratschisten und Komponisten Brett Dean uraufgeführt wurde. Nun kehrt die britische Pianistin zurück, um unter Leitung ihres Freundes Simon das Klavierkonzert C-Dur KV 503 zu spielen. Wie Imogen Cooper und die Musik von Thomas Adès so gehört auch Igor Strawinskys Le Sacre du printemps untrennbar zu Sir Simon Rattles musikalischer Laufbahn. Bei den Berliner Philharmonikern setzt er das mitreißende Stück immer wieder gerne aufs Programm, angefangen von dem vielbeachteten ersten Tanzprojekt des Education-Programms, das in dem Film Rhythm Is It! dokumentiert wurde, bis hin zu den Baden-Badener Osterfestspielen 2014. Außerdem leitet Sir Simon Rattle die deutsche Erstaufführung von Chant funèbre, einem Jugendwerk Strawinskys, das lange als verschollen galt und erst kürzlich wiederentdeckt wurde.
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