Semyon Bychkov dirigiert Berio und Walton
Welchen musikalischen Weg hätte Franz Schubert wohl eingeschlagen, wäre er nicht 1828 mit nur 31 Jahren gestorben? Eine mögliche Antwort gibt Luciano Berios symphonische Collage Rendering, die Skizzen aus Schuberts letzten Lebenswochen montiert. Zudem dirigiert Semyon Bychkov in diesem Konzert William Waltons Erste Symphonie: ein Werk voller Feuer und Farbe, aus dem gelegentlich Einflüsse von Bruckner und Hindemith hervorblitzen.
Luciano Berio versuchte in Rendering keine Vollendung oder Rekonstruktion der Schubertschen Fragmente, die ursprünglich für eine Symphonie in D-Dur gedacht waren. Vielmehr schafft er ein Gewebe von wechselnder Textur, in dem Schubert mal mehr, mal weniger präsent ist und in das Ahnungen späterer Musik eingeflochten sind.
Am Beginn dieses Konzerts steht ein Werk, das sich vollständig Berios eigener Erfindungskraft verdankt: die Sequenza VII für Oboe. Mit seinen 14 Sequenzas für verschiedene Soloinstrumente demonstriert Berio deren unendliche klangliche Möglichkeiten. Im Laufe der Saison 2011/12 wurden insgesamt vier dieser Werke von Mitgliedern der Berliner Philharmoniker vorgestellt, beginnend mit Albrecht Mayer, der dem Orchester seit 1992 als Solooboist angehört.
William Waltons Erste Symphonie ist ein Werk voller Feuer und Farbe, aus dem gelegentlich Einflüsse von Bruckner und Hindemith hervorblitzen. In seinen tumultuösen wie zärtlichen Momenten mag es reflektieren, dass zur Entstehungszeit eine langjährige Liebesbeziehung des Komponisten endete und eine neue Frau in sein Leben trat. Zu den wichtigsten heutigen Fürsprechern der Symphonie zählt Semyon Bychkov. Über eine Londoner Aufführung urteilte die Financial Times: »Bychkov gab dem Werk Raum und Zeit zu atmen. Er breitete die orchestralen Gewebe im schönsten Licht aus und ergründete eine dritte Dimension an Hintergrundfarben und Emotionen.«
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